„Bei der Atomkraft ist eines sicher, das Risiko“ lautet ein Spruch aus seligen Spontitagen vergangener Jahrzehnte.
Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage?
Sind Atomkraftwerke eine sichere und saubere Energiequelle, oder schlichtweg zu unsicher und somit gefährlich?
In Deutschland sind zur Zeit (Stand Mai 2019) noch sieben Meiler am Netz.
Laut des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit traten bei diesen Kraftwerken seit dem jeweiligen Tag ihrer Inbetriebnahme – sie stammen alle aus den 1980er Jahren – insgesamt 1.284 sogenannte „meldepflichtige Ereignisse“ auf.
Doch wir hatten sozusagen seither Glück im Unglück, denn angesichts dieser Zahl ist es mehr als verwunderlich, dass deutsche Kernkraftwerke bislang keinen schweren Atomunfall mit Kernschmelze fabrizierten.
Eine kurze Chronologie der Reaktor-Katastrophen
Andernorts ist so etwas bereits passiert. Die bekanntesten und gefährlichsten Atomunfälle mit Kernschmelze waren insoweit (in chronologischer Reihenfolge):
Windscale 1957
Der Windscale-Brand vom 10. Oktober 1957 im heutigen Sellafield in England markiert den ersten protokollierten schweren Atomunfall mit Kernschmelze.
Es wurde dabei eine radioaktive Wolke freigesetzt, die sich zum Glück für die in der Umgebung lebenden Menschen Richtung Meer absetzte. Nichtsdestotrotz starben infolge der Havarie insgesamt nach Schätzungen über 200 Menschen.
„Three Mile Island“ in Harrisburg
Beim Reaktorunglück im Kernkraftwerk „Three Mile Island“ in Harrisburg, Pennsylvania in den USA ereignete sich am 28. März 1979 eine sogenannte partielle Kernschmelze, da infolge von technischem und menschlichem Versagen die Reaktorkühlung unzureichend verlief.
Dadurch wurde radioaktives Gas (Krypton 85) in die Umwelt abgelassen. Von offizieller Seite wurde keine gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung vermeldet, andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Krebshäufigkeit im Umland stark zugenommen habe.
Auf Youtube kann man sich noch den Tagesschau-Bericht dazu ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=DGUnbsPrXZQ
Tschernobyl 1986
Am 26. April 1986 wurde durch eine komplette Kernschmelze in Block 4 des Reaktors in Tschernobyl in der damaligen UDSSR (heute in der Ukraine) zum ersten Mal ein Super-GAU ausgelöst.
Das gesamte umgebende Gebiet wurde kontaminiert und bis dato Sperrgebiet. Der radioaktive Fallout reichte bis Westeuropa. 50 Menschen starben unmittelbar an den Folgen der akuten Strahlenkrankheit; insgesamt sollen bis heute circa 4000 Menschen aufgrund dieser Katastrophe verstorben sein.
Und laut verschiedener Schätzungen und Untersuchungen ist das Reaktorunglück von Tschernobyl für tausende von Krebsfällen in der Ukraine und dem Rest Europas verantwortlich.
Fukushima 2011
In jüngster Vergangenheit hat die Nuklearhavarie von Fukushima vom 11. März 2011 gezeigt, dass auch Naturkatastrophen Auslöser von Kernschmelzen sein können.
Denn infolge des Tohoku-Erdbebens und eines darauf folgenden Tsunamis fiel die Kühlung der Reaktoren des Kernkraftwerkes Fukushima-Daiichi in Okuma, Japan aus.
Es kam zu einer Überhitzung der Brennelemente und damit zu Kernfusionen und dadurch bedingten Explosionen. Dieser Unfall gilt als der bislang zweitschwerster nach Tschernobyl. Große Mengen an radioaktivem Material gelangten in das komplette Ökosystem.
Die Zeitung „Tokyo Shimbun“ lässt im Jahre 2015 verlauten, dass über 1000 Menschen infolge der Katastrophe gestorben seien, allerdings soll der Großteil darunter auf Suizide zurückzuführen sein. Jedoch gehen Schätzungen davon aus, dass mehr als 66.000 zusätzlich Krebserkrankungen auf das Konto des Reaktorunglücks gehen können.
Diese kurze Darstellung der schwersten Atomunfälle mit Kernschmelze darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Liste der Störfälle, bei denen nicht gleich ein großes Medienecho zu vernehmen ist, sehr viel länger ausfällt.