Die Pleitewelle rollt: Warum Deutschland den Anschluss verliert und welche Lösungen dringend nötig sind
Die deutsche Wirtschaft taumelt. Während die Rezession unaufhaltsam voranschreitet, rollt eine Pleitewelle durch das Land, die fast alle Branchen erfasst. Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Juli 2024 um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von Traditionsmarken über Mittelständler bis hin zu innovativen Start-ups – die Liste der Opfer wird immer länger. Ein Überblick über die prominentesten Fälle und die Ursachen hinter der Krise.
Tupperware: Ein weltweiter Klassiker in Schieflage
Die traditionsreiche Marke Tupperware, bekannt für ihre Frischhaltedosen, kämpft ums Überleben. In den USA stellte das Unternehmen bereits vor Wochen einen Insolvenzantrag. Auch die österreichische Tochter meldete Anfang Oktober Insolvenz an. Ziel ist es, das Unternehmen bis zu einem möglichen Verkauf weiterzuführen – doch die Zukunft bleibt ungewiss.
Scotch & Soda und Esprit: Modegiganten am Ende
Auch die Modebranche bleibt nicht verschont. Das niederländische Label Scotch & Soda hat seine Geschäfte in Deutschland eingestellt, was zum Verlust von Hunderten Arbeitsplätzen führte. Der Konzern plant zwar einen Neustart, doch die Unsicherheiten bleiben groß. Gleichzeitig hat Esprit angekündigt, bis Ende 2024 alle 56 deutschen Filialen zu schließen – ein erheblicher Schlag für die Marke, die einst als Synonym für erschwingliche Mode galt.
Leysieffer: Wenn Pralinen bitter schmecken
Der Osnabrücker Pralinenhersteller Leysieffer zeigt, wie brutal Insolvenzen für die Betroffenen sein können. Die Mitarbeiter warten seit Monaten auf ihre Gehälter – eine Situation, die ohne Insolvenzverfahren oft hoffnungslos ist. Immerhin garantiert ein Insolvenzantrag die Zahlung von Gehältern über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit. Doch für die Beschäftigten bleibt die Lage prekär. Mehr dazu lesen Sie hier.
Automobilzulieferer: Das Rückgrat der Industrie bricht
Besonders betroffen ist die Automobilindustrie – einst das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Im Sommer 2024 meldeten mehrere Zulieferer Insolvenz an: New Albea in Seelbach, die Federnfabrik Erwin Lutz in Eningen und WKW in Wuppertal, ein wichtiger Hersteller von Zierleisten für Mercedes, BMW und VW. Auch der renommierte Sitzhersteller Recaro Automotive konnte sich nicht mehr halten. Trotz eines Jahresumsatzes von 50 Millionen Euro droht nun 215 Mitarbeitern im baden-württembergischen Kirchheim unter Teck der Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Ursachenforschung: Warum die Insolvenzen zunehmen
Die Gründe für die aktuelle Insolvenzwelle sind vielfältig. Der Wandel zur Elektromobilität stellt kleine und mittelständische Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig belasten hohe Energie- und Arbeitskosten sowie eine überbordende Bürokratie die Betriebe. Besonders forschungsintensive Firmen leiden unter mangelnder staatlicher Unterstützung. Die deutsche Wirtschaftspolitik hat sich in den letzten Jahren immer wieder selbst geschwächt. Das Abdrehen des russischen Gases und der gleichzeitige Ausstieg aus der Atomkraft haben die Energiekosten in die Höhe getrieben – eine Belastung, die viele Unternehmen nicht mehr tragen können.
Der Fall Lilium: Ein verlorenes Zukunftsprojekt
Besonders tragisch ist die Insolvenz des Flugtaxi-Entwicklers Lilium. Das Münchener Start-up hatte sich auf die Entwicklung eines elektrisch betriebenen, senkrecht startenden und landenden Flugtaxis spezialisiert. Mit rund 1.100 Mitarbeitern und über 700 Vorbestellungen von Kunden aus den USA, Saudi-Arabien, Frankreich und Großbritannien schien die Zukunft des Unternehmens vielversprechend. Doch ohne staatliche Hilfe droht der Traum vom Flugtaxi zu platzen.
Im Oktober 2024 lehnte der Haushaltsausschuss des Bundestages einen Bürgschaftsantrag in Höhe von 50 Millionen Euro ab. Diese Entscheidung führte auch dazu, dass Bayern sein bereits zugesagtes Hilfspaket zurückzog. Mehr dazu lesen Sie hier.
Was Deutschland jetzt tun muss
Die Politik steht vor der dringenden Aufgabe, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern:
- Bürokratie abbauen: Unternehmen müssen sich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, statt in einem Dschungel aus Vorschriften und Auflagen zu ersticken.
- Energiekosten senken: Deutschland braucht bezahlbare Energie, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies könnte durch den Import von günstigem Gas sowie Investitionen in erneuerbare Energien erreicht werden.
- Forschung fördern: Staatliche Unterstützung für forschungsintensive Unternehmen ist essenziell, um Innovationen voranzutreiben und den Hightech-Standort Deutschland zu sichern.
- KMU stärken: Kleine und mittlere Unternehmen benötigen zinsgünstige Kredite, um wirtschaftliche Durststrecken zu überstehen. Diese sollten schnell und unbürokratisch bereitgestellt werden.
- Weiterbildung fördern: Qualifizierung von Arbeitskräften muss im Fokus stehen. Unternehmen und Staat sollten gemeinsam in Schulungen investieren, um die Fachkräfte von morgen auszubilden.
Der Verlust an Vertrauen
Die Pleitewelle zeigt, wie fragil das Fundament der deutschen Wirtschaft geworden ist. Die Politik muss handeln, bevor weitere Branchen in den Abgrund stürzen. Unternehmer brauchen Planungssicherheit und nachhaltige Rahmenbedingungen, die weit über Legislaturperioden hinausreichen. Nur so kann der Standort Deutschland wieder an Stärke gewinnen – für die Wirtschaft, die Beschäftigten und die Gesellschaft.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:
Beitragsbild: pixabay.com – stevepb
Dieser Beitrag wurde am 23.01.2025 erstellt.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!