Erneuerbare Energien mit Nebenwirkungen: Herausforderungen des Offshore-Windkraft-Ausbaus
Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die Bundesregierung ziemlich ambitionierte Ausbauziele formuliert. Bis zum Jahr 2030 sollen zum Beispiel im Windkraft-Offshore-Bereich um die 15.000 Megawatt installiert sein. Ein Unterfangen dieser Dimension ist aber nicht nur harmlos, denn es bringt in mehreren Hinsichten erhebliche Belastungen mit sich.
Cristina Archer und Nicolas Al Fahel von der University of Delaware (USA) haben 2020 eine Arbeit veröffentlicht, die aufzeigte, dass Offshore-Turbinen zu einer circa elfprozentigen Zunahme des Niederschlags auf dem Meer führen, während es an Land trockener wird. Dies lässt sich so aus Niederschlagsdaten ablesen, die an der englischen Westküste vor und nach dem Bau von Offshore-Windparks ermittelt worden sind.
https://link.springer.com/article/10.1007/s42865-020-00012-7
Zu den Auswirkungen von Offshore-Windparks gehört auch eine deutliche Veränderung in der Nährstoffverteilung im Meer. Zu diesem Ergebnis kam die Ozeanografin Ute Daewel vom Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht. Das dort angesiedelte Institut für Küstensysteme analysierte und modellierte unter Einsatz des Supercomputers „Levante“ am Deutschen Klimarechenzentrum in Hamburg die Auswirkungen von Offshore-Windparks auf das Nahrungsnetz in der Nordsee:
Bis zum Jahr 2030 soll an den deutschen Küstengewässern die Kapazität der Offshore-Windenergie auf 30 Gigawatt Leistung gesteigert werden, bis zum Jahr 2045 sogar auf 70 Gigawatt. Dabei steht gerade die südliche Nordsee heute schon unter erheblichem Nutzungsdruck durch den intensiven Schiffsverkehr, die Fischerei und die Ölförderung.
Ute Daewel zeigt in der Studie „Offshore wind farms are projected to impact primary production and bottom water deoxygenation in the North Sea“, die vor Kurzem im Fachjournal “Communications Earth & Environment” publiziert wurde, dass Windparks sowohl die räumliche als auch die zeitliche Verteilung von Nährstoffen über weite Strecken verändern. Dies wiederum hat einen Einfluss auf ganze Prozessketten und somit auf das Vorkommen vieler Fischarten. Durch die Verringerung der Strömungsgeschwindigkeiten kann auf lokaler Ebene eine Abnahme des Sauerstoffgehalts des Wassers erfolgen.
So wichtig der Ausbau der Erneuerbaren Energien auch ist, kommentierte Daewel, wir sollten „sehenden Auges“ die damit verbundenen Risiken so realistisch wie möglich bewerten. Bei einigen Modellrechnungen wurde nur die Hälfe der Anlagenkapazität zugrunde gelegt, die eigentlich vorgesehen ist, um bis 2050 klimaneutral werden zu können.
Aber bereits die Auswirkungen davon sind mehr als gravierend mit Blick auf die Strukturierung der marinen Küstenökosysteme. Marine Schutzgebiete werden extra ausgewiesen, um Laichgebieten und der Verteilung von Fischlarven und Fischbeständen ihren Raum zu geben. Genau das muss beim Ausbau von Offshore-Windparks viel mehr in den Fokus rücken.
Beim Bau der Anlagen müssen schwere Fundamente tief in den Schlick eingerammt werden. Diese Arbeiten lösen Schallwellen aus, die für die in der Nähe befindlichen Schweinswale äußerst problematisch sind, während die Bewegung der Rotorblätter vielen Seevögeln den Tod bringt.
Die Luftschichten unterhalb der Rotoren erwärmen sich und verlieren dabei Feuchtigkeit. Über den Windenergieanlagen wird die Luft dagegen kälter und feuchter, was zu vermehrter Wolkenbildung und Niederschlag führt. Große Windparks sind also selbst Quellen eines lokalen Klimawandels.
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Beitragsbild: pixabay.com – distelAPPArath
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