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„Bei der Atomkraft ist eines sicher, das Risiko“ lautet ein Spruch aus seligen Spontitagen vergangener Jahrzehnte.

Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage?

Sind Atomkraftwerke eine sichere und saubere Energiequelle, oder schlichtweg zu unsicher und somit gefährlich?

In Deutschland sind zur Zeit (Stand Mai 2019) noch sieben Meiler am Netz.

Laut des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit traten bei diesen Kraftwerken seit dem jeweiligen Tag ihrer Inbetriebnahme – sie stammen alle aus den 1980er Jahren – insgesamt 1.284 sogenannte „meldepflichtige Ereignisse“ auf.

Doch wir hatten sozusagen seither Glück im Unglück, denn angesichts dieser Zahl ist es mehr als verwunderlich, dass deutsche Kernkraftwerke bislang keinen schweren Atomunfall mit Kernschmelze fabrizierten.

Eine kurze Chronologie der Reaktor-Katastrophen

Andernorts ist so etwas bereits passiert. Die bekanntesten und gefährlichsten Atomunfälle mit Kernschmelze waren insoweit (in chronologischer Reihenfolge):

Windscale 1957

Der Windscale-Brand vom 10. Oktober 1957 im heutigen Sellafield in England markiert den ersten protokollierten schweren Atomunfall mit Kernschmelze.

Es wurde dabei eine radioaktive Wolke freigesetzt, die sich zum Glück für die in der Umgebung lebenden Menschen Richtung Meer absetzte. Nichtsdestotrotz starben infolge der Havarie insgesamt nach Schätzungen über 200 Menschen.

„Three Mile Island“ in Harrisburg

Beim Reaktorunglück im Kernkraftwerk „Three Mile Island“ in Harrisburg, Pennsylvania in den USA ereignete sich am 28. März 1979 eine sogenannte partielle Kernschmelze, da infolge von technischem und menschlichem Versagen die Reaktorkühlung unzureichend verlief.

Dadurch wurde radioaktives Gas (Krypton 85) in die Umwelt abgelassen. Von offizieller Seite wurde keine gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung vermeldet, andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Krebshäufigkeit im Umland stark zugenommen habe.

Auf Youtube kann man sich noch den Tagesschau-Bericht dazu ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=DGUnbsPrXZQ

Tschernobyl 1986

Am 26. April 1986 wurde durch eine komplette Kernschmelze in Block 4 des Reaktors in Tschernobyl in der damaligen UDSSR (heute in der Ukraine) zum ersten Mal ein Super-GAU ausgelöst.

Das gesamte umgebende Gebiet wurde kontaminiert und bis dato Sperrgebiet. Der radioaktive Fallout reichte bis Westeuropa. 50 Menschen starben unmittelbar an den Folgen der akuten Strahlenkrankheit; insgesamt sollen bis heute circa 4000 Menschen aufgrund dieser Katastrophe verstorben sein.

Und laut verschiedener Schätzungen und Untersuchungen ist das Reaktorunglück von Tschernobyl für tausende von Krebsfällen in der Ukraine und dem Rest Europas verantwortlich.

Fukushima 2011

In jüngster Vergangenheit hat die Nuklearhavarie von Fukushima vom 11. März 2011 gezeigt, dass auch Naturkatastrophen Auslöser von Kernschmelzen sein können.

Denn infolge des Tohoku-Erdbebens und eines darauf folgenden Tsunamis fiel die Kühlung der Reaktoren des Kernkraftwerkes Fukushima-Daiichi in Okuma, Japan aus.

Es kam zu einer Überhitzung der Brennelemente und damit zu Kernfusionen und dadurch bedingten Explosionen. Dieser Unfall gilt als der bislang zweitschwerster nach Tschernobyl. Große Mengen an radioaktivem Material gelangten in das komplette Ökosystem.

Die Zeitung „Tokyo Shimbun“ lässt im Jahre 2015 verlauten, dass über 1000 Menschen infolge der Katastrophe gestorben seien, allerdings soll der Großteil darunter auf Suizide zurückzuführen sein. Jedoch gehen Schätzungen davon aus, dass mehr als 66.000 zusätzlich Krebserkrankungen auf das Konto des Reaktorunglücks gehen können.

Diese kurze Darstellung der schwersten Atomunfälle mit Kernschmelze darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Liste der Störfälle, bei denen nicht gleich ein großes Medienecho zu vernehmen ist, sehr viel länger ausfällt.

Durch den Betrieb von Atomkraftwerken fällt täglich hochgiftiger, radioaktiver Abfall an. Dieser muss dringend sicher verwahrt werden, und zwar mit einem Zeithorizont von mindestens einer Million Jahren. Aber wie macht man das?

Allein in Deutschland werden mehrere Hunderttausend Tonnen strahlenden Atommülls in unsicheren Hallen und Kavernen „zwischengelagert“. In einigen Fällen handelt es sich um einsturzgefährdete ehemalige Salzbergwerke oder sogenannte Abklingbecken. Nicht zu unterschätzen sind überdies die strahlenden Gase und Stäube, die mit der Abluft und dem Abwasser aus den Atomanlagen direkt in die Umwelt gelangen.

Alle bisherigen Versuche zur dauerhaften sicheren Lagerung des strahlenden Mülls sind kläglich gescheitert. Das ehemalige Salzbergwerk Asse II, gut 8 km südöstlich von Wolfenbüttel gelegen, säuft ab und ist einsturzgefährdet. Der bereits eingelagerte Atommüll muss da unbedingt heraus. Knapp 10 km westlich von Wolfenbüttel befinden sich die Schächte Konrad I und II, die zu einer ehemaligen Eisenerzgrube gehören. Dort findet ein Ausbau für die Lagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle statt, allerdings dringt auch dort schon Wasser ein.

Nur 6 km östlich von Helmstedt befindet sich bereits in Sachsen-Anhalt das Endlager Morsleben, dessen Situation mit der von Asse II gut vergleichbar ist. Seit den 1970er-Jahren wird der Salzstock Gorleben circa 15 km südöstlich von Dannenberg mit Blick auf seine Eignung als Endlager aufwendig wissenschaftlich-technisch erkundet mit dem Ergebnis, dass der Salzstock und sein Hutgestein von unzähligen Rissen und Klüften durchzogen sind und daher ebenfalls direkten Grundwasserkontakt haben.

Im Jahre 2017 wurde das Standortauswahlgesetz (StandAG) verabschiedet, um mit der Suche nach einem wirklich geeigneten Standort innerhalb Deutschlands zur Endlagerung des strahlenden Atommülls sozusagen ganz von vorne anzufangen. Da es aber einen gesellschaftlichen Konsens zum Umgang mit der strahlenden Hinterlassenschaft gar nicht gibt, wird die Endlagerung, ganz egal, wo sie dann stattfinden wird, auch in Zukunft zu massiven Demonstrationen und langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen führen.

Was wir heute schon wissen, ist, dass das alles viel Geld kosten wird. Daher haben (mussten) die AKW-Betreiber vorausschauend 24 Milliarden Euro in einen staatlichen Fonds eingezahlt. Eine Nachschusspflicht wurde aber, wahrscheinlich sogar absichtlich, versäumt zu vereinbaren. Da das Geld bei Weitem nicht reichen wird, muss der Steuerzahler wieder einmal mehr einspringen.

Trotz allem wurde und wird fleißig Atomstrom produziert

Das Atomgesetz besagte, dass Atomkraftwerke und andere Atomanlagen nur dann betrieben werden dürfen, wenn es sichergestellt ist, dass der entstehende Atommüll „geordnet beseitigt“ werden kann. Da dies ja niemand gewährleisten konnte, wurde das Gesetz 1979 dahingehend industriefreundlich abgemildert, dass der AKW-Betreiber lediglich für die nächsten sechs Jahre den Verbleib des strahlenden Mülls zu klären habe. Die daraufhin beantragten Baugenehmigungen für Zwischenlagerhallen laufen übrigens spätestens in den 2040er-Jahren aus.

Über welche Mengen reden wir hier eigentlich?

Ende 2022 wird in Deutschland auch das letzte noch Strom produzierende AKW abgeschaltet. Dann liegen in unserem Lande ungefähr 17.000 Tonnen hoch radioaktiven Mülls herum, das sind abgebrannte Brennelemente oder Abfälle der Plutonium-Abtrennung. Außerdem dürfen wir circa 600.000 Kubikmeter schwach- bis mittelradioaktive Abfälle unser Eigen nennen. Diese Abfälle befinden sich zumeist direkt an den AKW-Standorten, beim ehemaligen Kernforschungszentrum in Karlsruhe oder auf Halden anderer Sammelstellen.

Das Endlager Morsleben wurde bereits in der DDR genutzt. Dort liegen 37.000 Kubikmeter Atommüll, der bis ins Jahr 1998 weiter angehäuft wurde. Im ehemaligen Salzbergwerk Asse II gibt es 200.000 Kubikmeter strahlenden Mülls, und wenn alle Reaktoren endlich abgerissen sind, kommen nochmals 200.000 Kubikmeter dazu. Ach ja, da wäre auch noch die Urananreicherungsanlage Gronau, die uns mit zusätzlichen 100.000 Kubikmetern Uranmülls beglücken wird.

In Asse II befindet sich vor allem schwach- und mittelradioaktiver Abfall

Asse II wurde einst kurzerhand zu einem Forschungsbergwerk umgewidmet. Von 1967 bis 1978 wurde dort nahezu der gesamte in Westdeutschland anfallende schwach- und mittelradioaktive Abfall untergebracht, sodass dort heute knapp 124.500 Fässer mit schwachradioaktiven Abfällen und fast 1.300 Fässer mit mittelradioaktiven Abfällen lagern. Deren Quellen sind Atomkraftwerke, Atomforschungszentren, die Atomindustrie, Atommüllsammelstellen sowie die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe.

Die Eignung dieses Bergwerks für eine Einlagerung von Atommüll wurde nie geprüft Einige Fässer sind nachweislich korrodiert oder weisen Leckagen auf, wobei eine Vielzahl der Abfälle flüssig ist. Sogar circa 28 kg Plutonium sind dabei und mindestens 94 Fässer enthalten kugelförmige Brennelemente aus dem Versuchsreaktor AVR (Kernforschungszentrum Jülich).

Ganz schlecht für das Grundwasser

Die Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) war der Betreiber von Asse II im Auftrag des Bundes und passte die Annahmebedingungen stets flexibel so an, dass diese gut mit dem angelieferten Atommüll übereinstimmten. In den Jahren 1969 und 1970 wurden die zulässigen Grenzwerte klar überschritten. Durch deren Heraufsetzen um 500 Prozent konnte das Problem schnell erledigt werden.

Ungefähr im Jahre 2009 wurde es dann amtlich: Seit 1988 dringen jeden Tag circa zwölf Kubikmeter Wasser in die Stollen ein. Dadurch entsteht unten im Bergwerk eine Salzlauge, die unter anderem mit radioaktivem Plutonium, Americium und Cäsium kontaminiert ist. Durch den Druck aus der Bevölkerung kam nun die Politik schwerfällig zu der Auffassung, dass der Atommüll dort so nicht verbleiben kann. Seit 2017 ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) Betreiber dieser havarierten Atommüllkippe und damit beauftragt, eine Rückholung der Fässer zu erledigen. Allerdings hat sie damit noch Zeit bis 2033. Die gut sechs Milliarden Euro dafür bezahlt natürlich die Allgemeinheit.

Könnte es etwa sein, dass Atommüll ungesund ist?

In der Zeit von 2002 bis 2009 erkrankten in der Samtgemeinde Asse dreimal so viele Menschen an Schilddrüsenkrebs und doppelt so viele an Leukämie, wie es die mittleren statistischen Erwartungswerte vorgeben.

Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle

In Abklingbecken der Atomkraftwerke lagern abgebrannte Brennelemente bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Oder die Brennelemente sowie die hoch radioaktiven Rückstände aus der Wiederaufarbeitung und der Abtrennung von Plutonium werden in Castor-Behältern eingepfercht.

Solche heißen, tonnenschweren Atommüll-Behälter befinden sich heute in 16 Zwischenlagern, die über die ganze Republik verteilt sind. In Neckarwestheim sind das oberflächennahe Stollen, ansonsten meistens oberirdische Betonhallen, alle mit großen Lüftungsschlitzen ausgestattet. Die Dichtheit der Behälter wurde gemäß Zulassung für immerhin 40 Jahre garantiert.

Gegen den Absturz eines Passagierflugzeugs oder gar gegen außer Rand und Band geratene moderne panzerbrechende Waffen sind solche Lagerstätten nicht gerüstet. Es gab in der Sache einen Rechtsstreit, woraufhin dem Zwischenlager Brunsbüttel die Genehmigung entzogen wurde. Dass die anderen Zwischenlagerhallen keinen Deut stabiler sind, dafür hat sich offenbar noch niemand interessiert.

Rache als Kriterium für eine Standortwahl

Die Entscheidung für das Endlager Gorleben, genauer für das „Nuklearzentrum“, im Jahre 1977 so dicht an der Grenze zur DDR durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Carl Julius Albrecht war eine Art politische Rache für Morsleben. Ein atomrechtliches Genehmigungsverfahren gab es dafür nicht, somit auch keine Beteiligung der Öffentlichkeit. Das Deckgebirge über dem Salzstock Gorleben ist nicht dicht, obwohl dies schon damals eine Voraussetzung gewesen wäre. Gemäß StandAG darf Gorleben bei der Neuorientierung erst einmal nicht ausgeschlossen werden.

Auch bei der neuen Suche nach einem deutschen Atommüll-Endlager haben politische Interessen das größere Gewicht als wissenschaftliche Vernunft. Was ist damit gemeint?

  • Die Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgt lediglich auf dem niedrigen Niveau von Information und Anhörung. Der Rechtsschutz für Betroffene ist von vorn herein von untergeordneter Bedeutung.
  • Die Öffentlichkeit wird immer erst dann informiert, wenn praktisch schon vollendete Tatsachen geschaffen worden sind. Die formal gewährten Reaktionszeiträume reichen in der Praxis nicht aus.
  • Das Standortauswahlgesetz sieht vor, dass der Atommüll-Lager-Standort bis 2031 vorliegen muss. Dies ist für ein Unterfangen dieser Tragweite ein ziemlich ambitionierter Zeithorizont.

Wiederaufarbeitung und Transmutation

Warum sollte man nicht den hoch radioaktiven Atommüll einfach wieder aufarbeiten? Wäre das nicht ein vorbildliches Recycling? Nein, denn in einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) wird die Menge des Atommülls sogar vervielfacht. Besonders problematisch ist dabei das in nahezu reiner Form anfallende Plutonium, das liebend gern von Hinz und Kunz für den Bau von Atombomben verwendet wird. Zum anderen fällt dabei eine hoch radioaktive, sich immer weiter selbst erhitzende, explosionsgefährdete „Atomsuppe“ an.

Verglichen mit La Hague ist die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) geradezu winzig. Dennoch sind dort fast 70 Kubikmeter Atommüll angefallen, deren Verglasung allein schon circa 2,6 Milliarden Euro verschlungen hat.

Die Wiederaufarbeitungsanlagen in Sellafield und La Hague verfrachten enorme Mengen an Radionukliden in die Luft und ins Wasser. Aus diesem Grunde dürfen die Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken seit 2005 nicht mehr in diese Wiederaufarbeitungsanlagen transportiert werden.

Die Transmutation bedeutet jetzt kein Themenwechsel hin zur Biologie. Es geht vielmehr um eine neue Nukleartechnologie, mit deren Hilfe Atommüll in weniger schädliche Stoffe umwandelt werden kann, also um eine Illusion, die den Wiedereinstieg in die Atomenergie beflügeln soll. Auf jeden Fall würden die riskanten Arbeitsprozesse enorme Energien verschlingen, wobei eine solche Anlage pro Jahr maximal circa 300 kg Atommüll verarbeiten könnte.

Da aber mehrere Hunderttausend Tonnen Atommüll vorliegen, kann jeder leicht abschätzen, dass uns dieser Job mindestens 100.000 Jahre lang beschäftigen würde.

Wenn Sie die Überschrift lesen, reiben Sie sich vermutlich die Augen, doch es stimmt: Die unerlaubte, höchst gefährliche (Fehl-)Bedienung eines Atomkraftwerks ist nicht sehr teuer. Die Staatsanwaltschaft Moosbach hat eine amtliche Hausnummer genannt: Es kostet 20.000 Euro.

Was ist geschehen?

Etwas aus Sicht von Fachleuten sehr Gefährliches: Die Betreiber des Kernkraftwerks Obrigheim haben dessen Betrieb fahrlässig und ungenehmigt über Jahre wesentlich geändert.

Technisch handelt es sich um die Funktionsfähigkeit einer vorgesehenen Sicherheitseinspeisung für Notkühlsysteme. Diese verhindert den GAU im ältesten deutschen AKW.

Sie funktionierte schon seit Jahren nicht mehr richtig, doch die verantwortlichen Betriebsleiter nahmen das hin.

Aus „verfahrenstechnischen Gründen“ erschien es ihnen zu aufwendig, die eingeschränkte Funktion:

  • zu melden und
  • zu beseitigen bzw. auf ihre Beseitigung zu drängen – auch wenn das mit einem Abschalten des Blocks (und somit einem hohen finanziellen Aufwand durch Produktionsausfall und Reparaturkosten) verbunden gewesen wäre.

Das ist ungefähr so, als ob Sie mit Ihrem Auto im Winter mit Sommerreifen fahren, weil Ihnen das Geld für den Wechsel fehlt. Motto: Wird schon nix passieren, wenn Sie nur recht vorsichtig unterwegs sind.

Keine strafrechtlichen Folgen

Die Sache wurde gemeldet und untersucht, es folgten Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft.

Nach drei Jahren stellte schließlich die Anklagebehörde (Staatsanwaltschaft Moosbach) zwei laufende Verfahren wegen des “unerlaubten Betriebs von kerntechnischen Anlagen” gegen die Zahlung einer Geldbuße von 20.000 Euro ein. Zwei Verfahren waren angestrengt worden, weil in der Kontrollzentrale des AKW die Manager und Techniker gemeinschaftlich und damit doppelt versagt hatten.

Die Techniker wussten um diesen Zustand und hatten ihn den Managern gemeldet, sich aber nicht geweigert, die Anlage weiter zu bedienen. Auch waren sie nicht an die Staatsanwaltschaft herangetreten.

Die Manager haben auf ihrer Ebene auf ähnliche Weise versagt. Entdeckt worden war der technische Zustand nur, weil es ihn auch in anderen AKW gab.

Zuerst hatte man ihn im ebenfalls sehr alten AKW Philippsburg festgestellt, danach in anderen EnBW-Atomkraftwerken (was System vermuten lässt).

Überall wurden Ermittlungen eingeleitet, Strafverfahren aber wieder eingestellt. Das geschieht aus juristischer Sicht, um die Gerichte nicht zu überlasten, die Beschuldigten aber auch nicht freizusprechen.

Die Schuldfrage bleibt ungeklärt.

Ebenso wissen wir bis heute nicht, wie gefährlich der technisch mangelhafte Zustand eigentlich war. Wünschenswert wäre daher eine deutlich nachhaltigere juristische Aufarbeitung.

Beitragsbild: fotolia.com – Africa Studio

Castortransporte sind auch wegen der verwendeten Castorbehälter unsicher. Diese wurden nie nach den international geltenden Richtlinien für radioaktives Gefahrengut getestet.

„Aussagen“ zu Castorbehältern und die „Realität“

Die Atomindustrie preist die Sicherheit der verwendeten Castorbehälter in Hochglanzbroschüren.

Dort heißt es sinngemäß, dass keine Verpackung so nachhaltig getestet worden sei: und zwar auf ihr einwandfreies Funktionieren unter extremsten Bedingungen. Doch das stimmt angeblich nicht so…

Von den derzeit eingesetzten Behältertypen:

  • HAW 20/28,
  • Castor V/19 und
  • Castor V/52

wurde angeblich keiner jemals gemäß den IAEA-Sicherheitsanforderungen in realistischen Experimenten getestet.

Diese Aussage trifft das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz.

Es handelt sich um Behälter, die nach 1982 entwickelt wurden. Der Hintergrund: Die BAM (Bundesanstalt für Materialforschung), die dem Bundeswirtschaftsministerium untersteht, lehnt die nötigen Experimente auf Belastbarkeit mit dem Verweis auf zu hohe Kosten ab.

Sogenannte „Sicherheitsnachweise“ wurden bislang ausschließlich per Modellrechnung am Computer durchgeführt. Inzwischen wurden mehrere Pannen mit Castorbehältern bekannt.

Das wurde sogar dem zwischen 2016 und 2018 amtierenden BfS-Präsidenten Wolfram König zu viel. Seine Forderung: Es sollten Fall- und Eintauchversuche sowie Erhitzungsprüfungen an Castorbehältern durchgeführt werden.

Damit konnte sich König leider nicht durchsetzen. Vielleicht hat seine Nachfolgerin Dr. Inge Paulini mehr Glück.

Wieso kann die Atomindustrie dann die Behauptung “zuverlässiger Tests” kommunizieren?

Diese Behauptung ist eine Lüge. Es gibt angebliche Beweise, die experimentelle Sicherheitstests belegen sollen. Sie werden in Broschüren und Filmen der Öffentlichkeit präsentiert.

Diese vermeintlichen Belege sind schlichte Fälschungen. Die dort gezeigten Behälter sind andere als die für deutsche Castortransporte verwendeten Behälter. Das bestätigen ausländische Behörden wie die NRC (US-amerikanische Atomaufsichtsbehörde).

Diese vertraut den deutschen Castorbehältern nicht. Das erschließt sich für die amerikanischen Kontrolleure allein schon aus dem Material der Behälter:

Es handelt sich dabei um Gusseisen mit einem Kugelgrafitanteil, eine kostengünstige Variante. In anderen Staaten jedoch verwendet man grundsätzlich Edelstahlbehälter. Die mechanischen Eigenschaften von Edelstahl sind denen von Gusseisen deutlich überlegen.

Pfusch an den Behältern

Im Jahr 1999 wurde an deutschen Castorbehältern ein schwerwiegender Konstruktionsfehler bekannt.

In den Behältern sitzen sogenannte Moderatorstäbe aus Polyäthylen in Bohrungen, die zu gering bemessen waren, um einer möglichen Temperaturausdehnung der Moderatorstäbe genügend Raum zu geben (siehe: castor.de/technik/transport/castor/fehlkonstr.html).

Diese Stäbe dienen der Neutronenabschirmung. Der Fehler wurde vertuscht, doch Experten gehen davon aus, dass unter Umständen die Strahlungsbelastung durch Neutronen im Umfeld der Castorbehälter den zulässigen Grenzwert um das 60-Fache übersteigt.

Dieses Detail beweist, wie risikoreich ein Atommülltränsport in deutschen Castorbehältern ist. Dass deutsche Behörden den Pfusch decken (selbst der TÜV, der die Bohrungen aus seinen Prüfungen ausnahm), lässt die Alarmglocken schrillen.

Die Initiative „Schwarze Katze“ aus dem Sauerland setzt sich dafür ein, mehr Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt in der Gesellschaft zu erreichen.

Dafür verbreiten sie über diverse Medien, wie selbst publizierte Zeitungen, Bücher, Fotos sowie Berichte oder Radiosender ihre Inhalte. Außerdem organisieren sie Veranstaltungen, darunter insbesondere Protestaktionen, Bücherstände und Bildungsabende. Ihr Ziel dabei ist, sich kritisch mit Globalisierung, Umweltschutz und Gesellschaft auseinander zu setzen.

Zudem streben sie eine diverse Gesellschaftsstruktur ohne Sexismus, Rassismus, Militarismus, Faschismus und Unterdrückung an. Sie werben damit, sich für die Befreiung aller Menschen und Tiere einzusetzen.

In diesem Zuge findet man die „Schwarze Katze“ immer wieder im Netz oder auf Demonstrationen wie Fridays for future, Kundgebungen gegen Faschismus oder Anti-Atom-Mahnwachen vertreten.

Aktiv gegen Atomkraft

Besonders aktiv ist das Projekt der „Schwarzen Katze“, das sich gegen Atomkraft einsetzt. Dabei geht es um eine rigorose Ablehnung aller Kernkraftindustrie.

Als Grund hierfür nennt die Initiative diverse Aspekte: Zum einen berge Atomkraft ihrer Meinung nach eine große Gefahr bezüglich eines Atomkriegs, da es leicht sei, die Kernenergie zu zweckentfremden und als Waffe einzusetzen.

Zusätzlich generiere allein der Besitz bereits hohes Konfliktpotential zwischen diversen Staaten. Des Weiteren stufen sie Atomenergie als potenziell gefährlich ein, weil die Folgen nuklearer Katastrophen, wie beispielsweise in Tschernobyl und Fukushima, weitreichend und unkontrollierbar seien. Damit hinge auch der Aspekt des menschlichen Versagens zusammen.

Denn die „Schwarze Katze“ ist der Meinung, dass die Kraft der Atomenergie das menschliche Vermögen weit übersteige und somit weder beherrschbar noch einsetzbar sei. Schließlich positioniert die Initiative sich klar gegen Kernenergie, weil damit starke Kontaminationen der natürlichen Ressourcen einhergingen, die langfristige negative Folgen für Umwelt, Mensch und Tier hätten.

Zusätzlich zum Atomausstieg haben sie dabei sowohl den Atomtransport als auch die Endlagerung des Atommülls im Blick.

Aktiv für Frieden

Zusammengefasst setzt das Antiatom-Projekt der „Schwarzen Katze“ sich für den Frieden ein. Als Grund hierfür nennen sie die globale Situation andauernder Kriege und terroristischer Bedrohungen, die durch Atomkraft bekräftigt werden würden.

Diese führten durch „imperialistische Staatenführung“ letztendlich zur Schädigung oder Flucht der Bevölkerung. Deshalb positionieren sie sich klar gegen die Kriegsindustrie und die damit zusammenhängende Kernkraftindustrie.

Dabei haben sie eine internationale Solidarität im Blick, die zu einer Gesellschaft in gegenseitiger Hilfe sowie ohne Krieg führen soll. Aus diesem Grund nahm die Initiative bereits an verschiedene Mahnwachen und Demonstrationen gegen Atomkraft teil.

Zusätzlich organisierten sie ein Anti-Atom-Aktions-Sommercamp, das durch Bildungsvorträge, Workshops, Kampagneplanungen und Vernetzungsveranstaltungen geprägt war.

Außerdem ist das Antiatom-Projekt der „Schwarzen Katze“ am internationalen „Nuclear Heritage Network“ beteiligt, das unterschiedliche Projekte und Regionalgruppen weltweit vernetzt und zum Austausch anregt.

 

Dieser Beitrag wurde im Februar 2021 erstellt.

An der Nutzung von Atomkraft zur Energiegewinnung oder in Waffentechnologie scheiden sich die Geister. Die Einen betrachten Atomenergie als Segen beim Umstieg auf emissionsarmen Stromgewinn, Kernwaffen als Notwendigkeit in einer gefährlichen Welt.

Die Anderen sehen die Unsicherheit beim Betrieb von Kernkraftwerken und der Lagerung strahlenden Abfalls sowie die Gefahren eines atomaren Wettrüstens.

Schlagen die Vorteile die Risiken der Nutzung oder ist es umgekehrt?

Trügerische Sicherheit durch Atomwaffen

„Gleichgewicht des Schreckens“, nennt sich die Theorie, mit der Supermächte in der Vergangenheit ihr ständig wachsendes Atomarsenal begründet haben. Damit ist gemeint, dass ein atomarer Erstschlag allein dadurch vermieden wird, dass er zu Selbstvernichtung führen würde.

Die Angst vor einem nuklearen Holocaust soll eben diesen verhindern, indem alle Akteure die Möglichkeit hätten, ihren jeweiligen Gegner vollständig zu vernichten. Dass diese Spielart des Friedens eine wackelige und gefährliche Balance beinhaltet, ist kein Geheimnis. Aber wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass eine einmal hergestellte Waffe nie benutzt wird?

Selbst die beteiligten Wissenschaftler glaubten, dass allein die Existenz der Bombe ausreiche, um eine Nutzung zu verhindern – und sie haben sich geirrt.

Damit eine Nutzung der Bombe ausgeschlossen wäre, benötigte jede Atommacht zu jeder Zeit absolute Kenntnis, Kontrolle und Vernunft – Irrtümer, Versehen, technisches Versagen, Größenwahn, Alleingänge müssen ausgeschlossen sein. Ist das auf lange Sicht realistisch?

Die Diktatur in Nordkorea, die chaotischen Verhältnisse in den USA, die Unruhen zwischen Pakistan und Indien beweisen schon jetzt, dass dem nicht so ist.

Auch in Zukunft wird es politische Umwälzungen und Regierungswechsel geben – jede einzelne der mehr als 14.000 Atomwaffen lässt diese Veränderungen zu einer globalen Gefahr werden.

Risiken durch Naturkatastrophen

Kernkraftwerke sind gegen viele Naturkatastrophen gut geschützt – aber nicht gegen alle. Und noch weniger gefeit sind sie gegen menschliches und technisches Versagen.

So groß die Sicherheitsmaßnahmen auch sein mögen: die Unglücke in Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 zeigen deutlich, dass 100%ige Sicherheit nie garantiert werden kann. Natürlich können auch andere Strukturen zur Energieerzeugung havarieren – Kohlekraftwerke können in Brand geraten, Windräder umstürzen –, aber keine dieser Katastrophen hätte ähnlich gravierende und langwierige Folgen.

Insgesamt ist die Sicherheit im Fall von Naturkatastrophen sehr unterschiedlich. So gilt beispielsweise der Reaktorkomplex Kashiwazaki in Japan als sehr erdbebensicher, das französische Kraftwerk Fessenheim hingegen als wenig stabil. Dass ein Kraftwerk ein Erdbeben der Stärke acht oder höher überstehen würde, ist unwahrscheinlich. Beben dieser Stärke sind zwar zumindest in Deutschland statistisch ausgesprochen unwahrscheinlich – aber eben nicht unmöglich.

Ähnlich sieht das Sicherheitsrisiko bei schweren Überschwemmungen aus. Noch schlechter stehen die Chancen beispielsweise bei einem Flugzeugabsturz oder einem Meteoriteneinschlag. Auch das sind extrem seltene Ereignisse, besonders auf den exakten Standort eines Kraftwerks bezogen. Aber auch ein Lottogewinn ist unwahrscheinlich – und irgendjemand gewinnt trotzdem. Zudem bleibt zu bedenken, dass zurzeit ganze 446 Reaktoren weltweit betrieben werden.

Ein Problem stellt dabei auch der Klimawandel dar: Die Schätzungen zur Häufigkeit und Intensität einiger Wetterkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen oder extremem Schneefall beruhen auf Daten und Erfahrungen der Vergangenheit. Diese Extremwetter könnten jedoch durch den Klimawandel wesentlich öfter und in größerer Stärke auftreten.

Das entscheidende Argument: Atommüll für die Ewigkeit

Was für die laufenden Atomkraftwerke gilt, gilt in noch höherem Maße für den anfallenden radioaktiven Müll. Denn auch jedes Zwischen- und Endlager unterliegt denselben Problemen und Gefahren – nur viel länger. Kaum überraschend genügen die heutigen Lösungen nicht, noch weniger kann von einer dauerhaften Unterbringung die Rede sein. Und dauerhaft bedeutet eine Million Jahre oder länger. Denn so lange geben einzelne Elemente noch gesundheitsgefährdenden Strahlendosen ab.

Bisherige Lösungen wie Bergwerkschächte oder die Lagerung unter Wasser erwiesen sich aufgrund enger Vorgaben für das Gestein und möglicher Korrosion als unzureichend. Stattdessen werden radioaktive Abwässer nach wie vor ins Meer eingeleitet. Auch früher dort verklappter Atommüll könnte jederzeit zu neuen Belastungen führen. Neuere Abfälle stapeln sich entweder in Zwischenlagern oder werden ins Ausland verbracht, um dort unter freiem Himmel aufbewahrt zu werden – etwas, das in Europa verboten ist. Andere Methoden der Entsorgung sind zu gefährlich, wie das Einfrieren in der Arktis, oder zu teuer, wie das Abschießen des Mülls ins All.

Neben der Langzeitgefahr sind auch die Langzeitkosten kaum zu überblicken. Zwar haben die großen Energieunternehmen Rücklagen gebildet, die für die Lagerung des radioaktiven Abfalls aufgewendet werden sollen. Doch es ist bereits absehbar, dass diese Summe nicht einmal einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten decken wird – schon gar nicht über einen derart langen Zeitraum.

Denn wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen überhaupt so lange existiert?

Das strahlende Erbe jedoch wird es. Tatsächlich haben sich die vier größten deutschen Energiekonzerne lediglich zur Zahlung von 24 Milliarden Euro bereit erklärt – alle weiteren Kosten trägt der Staat.

Das Verursacherprinzip wird damit ad absurdum geführt. Nun ließe sich vermuten, dass es nun, da Atomkraftwerke in Betrieb sind und ohnehin radioaktiver Abfall anfällt, gleichgültig sei, wie lange diese noch laufen. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass jedes Jahr ca. 12.000 Tonnen neues hochstrahlendes Material entstehen – das ist mehr als das gesamte Gewicht des Eiffelturms.

Daher spielt jedes weitere Jahr der Atomkraftnutzung eine Rolle. Je schneller der Ausstieg beginnt, desto wahrscheinlicher ist es, eine realisier- und finanzierbare Lösung für die radioaktiven Reste zu finden.