Sind die letzten Hitzewellen und Extremwetterlagen auf den Klimawandel zurückzuführen und wo liegen die Grenzen der Belastbarkeit des Menschen?

Ende Juli 2023 wurde eine sogenannte Attributionsstudie veröffentlicht, und zwar von Forschern des „Royal Netherlands Meteorological Institut“ und des „Imperial College London“. Sie konstatierten darin, dass es eindeutig der Klimawandel ist, der bei den letzten Hitzewellen in Europa, Nordamerika und China eine „überwältigende Rolle“ gespielt hat. Diese besonders hohen Temperaturen in Nordamerika und Europa wären demzufolge ohne den Klimawandel nicht möglich gewesen. Aber stimmt das wirklich?

Was sagt der Klimaforscher Douglas Maraun dazu?

Die in der Studie geäußerte Behauptung, dass die Hitzewellen von 2023 in Europa um 2.5, in Nordamerika um 2.0 und in China um 1.0 Grad Celsius wärmer seien, als dies ohne Klimawandel der Fall gewesen wäre, stuft Maraun von der Universität Graz „als robust und plausibel“ ein. Er gehört übrigens zu den Autoren des sechsten Sachstandsberichtes des Weltklimarats (IPCC).

Laut der Studie hätte sich zumindest die letzte Hitzewelle in den USA und Mexiko so nicht ausbilden können, gäbe es den Klimawandel nicht. Derartige Wahrscheinlichkeitsaussagen sieht Maraun allerdings sehr kritisch.

Hitzewellen entstehen zum Beispiel bei bislang eher seltenen blockierenden Wetterlagen. Je stabiler diese sind, desto länger verharren sie lokal über einer bestimmten Region und desto extremer fällt dann die Hitze aus. Inwieweit der Klimawandel zu derartigen starren Systemen tatsächlich beiträgt, lässt sich jetzt noch nicht quantifizieren, weil Klimamodelle kaum in der Lage sind, Aussagen über die Häufigkeit und Dauer derartiger Wetterlagen zu machen.

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Maraun hätte es lieber gesehen, wenn sich die Studie mit der einfachen, verständlichen Aussage zufriedengegeben hätte: „Ohne Klimawandel wären die Hitzewellen circa zwei Grad kühler gewesen.“ Damit kommen wir unweigerlich zu dieser Frage:

Wo liegen die Grenzen des Erträglichen?

Um sich der Antwort darauf anzunähern, müssen wir uns kurz mit dem Begriff der Kühlgrenztemperatur befassen. Um in Zukunft anrollende Hitzewellen auch lokal genauer vorhersagen zu können, hat die deutsche Bundesregierung im Juni 2023 die ersten Bausteine für einen nationalen Hitzeplan auf den Weg gebracht. Dabei geht es um Konzepte, die vor allem den Kommunen, Krankenhäusern und Pflegeheimen eine Hilfestellung sein sollen.

Die Basis dieser Überlegungen baut auf der Kenntnis darüber, welche Aufgaben unsere Körpertemperatur in dem komplexen Zusammenspiel der Gesundheit überhaupt übernimmt. Der Mensch braucht eine recht stabile Kerntemperatur von circa 37 Grad Celsius. Zu diesem Zweck müssen wir aus der Nahrung permanent Wärme produzieren.

Andererseits verlieren wir normalerweise über die Haut ständig beträchtliche Wärmemengen. Bei Bedarf beginnt die Haut zu schwitzen, um dem Körper zusätzlich Verdunstungswärme zu entziehen, was aber bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kaum funktioniert. Wenn eine Kühlung bei zu großer Außenhitze nicht mehr gegeben ist, kann dadurch eine fatale Kettenreaktion ausgelöst werden, angefangen von der Überlastung des Herzens bis zum Stillstand von Leber und Nieren.

Die Thermoregulation des Körpers hängt unter anderem vom Alter, Gesundheitszustand, Lebensstil, von der Bewegungsintensität und gegebenenfalls von Medikamenten ab. Kleine Kinder oder alte Menschen haben durchaus Schwierigkeiten damit, ihre Körpertemperatur gut zu regulieren. Die Wissenschaft begegnet diesen komplexen Zusammenhängen mit der sogenannten Kühlgrenztemperatur beziehungsweise „Feuchtkugeltemperatur“ des menschlichen Körpers bei 35 Grad Celsius.

Letztere ist in der Tat ein etwas merkwürdiges empirisches Maß, das sowohl Wärme als auch die Feuchtigkeit in einer gemeinsamen Größe darzustellen versucht. Man darf es sich so vorstellen, als würde man ein Thermometer mit einem nassen Tuch umwickeln, dessen Temperatur man messen möchte. Dabei fließt dann der Kühlungseffekt durch den Entzug von Verdunstungswärme mit ein, allerdings in Abhängigkeit davon, wie stark die Luft bereits mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Bei trockener Luft wird eine Kühlgrenztemperatur von 35 Grad Celsius erst bei über 54 Grad Celsius erreicht. Liegt die relative Luftfeuchtigkeit bei 50 Prozent (was nicht viel ist), wird dieselbe Kühlgrenztemperatur bereits bei 43 Grad Celsius realisiert.

Es geht dabei darum, wie effektiv sich der Mensch durch Schwitzen herunterkühlen kann. Diese ominöse Kühlgrenztemperatur von 35 Grad Celsius bedeutet, dass der Körper nicht mehr genug Wärme mittels Schweißverdunstung abgeben kann. Theoretische Schätzungen besagen, dass ein gesunder Mensch, der im Schatten ruht, die Kühlgrenztemperatur von 35 Grad Celsius ungefähr sechs Stunden lang überleben kann.

Akklimatisierung ist in gewissem Rahmen möglich

Wenn wir immer wieder größerer Hitze ausgesetzt sind, bildet der Körper mehr Blutplasma, was das Blutvolumen insgesamt erhöht und das Herz entlastet. Das Schwitzen setzt zudem früher ein, was die Menge an eher dünnflüssigem Schweiß, der gezielt weniger Elektrolyte enthält, erhöht. Am 29. Juli 2023 erschien gerade ein Artikel in der Washington Post zu diesem Thema. Dennoch müssen wir uns gewahr darüber sein, dass diese lobenswerte Dynamik des menschlichen Körpers seine Grenzen hat und keinen Freibrief dafür darstellt, dem Klimawandel freien Lauf zu lassen.

Ein Nachwort

Die Erdatmosphäre ist die dünne, empfindliche Haut unseres Planeten. Jedes Flugzeug, das hindurchfliegt und tonnenweise Kerosin nahe der Tropopause verbrennt, gleicht einem schmerzhaften Nadelstich. Längere Kriege, in denen unter anderem Tanklager explodieren oder Fabriken und Kraftwerke bombardiert werden, gleichen einer starken, chronischen Entzündung, die zu Nekrose, Sepsis und Tod führen kann. Mediziner wissen um die Organisation und Funktionsweise eines komplexen Organismus. Vor diesem Hintergrund ist es gänzlich unverständlich, dass die internationale Ärzteschaft noch nicht aufgestanden ist, um die Kriege dieser Welt auch und gerade mit Blick auf den Klimawandel anzuprangern.

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Beitragsbild: pixabay.com – Franz26

Dieser Beitrag wurde am 06.09.2023 erstellt.

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