Für die Forschung war es ein Glücksfall, dass vor ungefähr 30 Jahren eine Havarie dazu führte, dass ein Schiff seine ganze Ladung „Quietscheenten“ verlor, erinnern Sie sich noch daran?

Über den nördlichen Pazifik im Bereich der Datumsgrenze fegte damals ein schwerer Wintersturm. Jenes Containerschiff, das sich auf dem Weg von Hongkong nach Tacoma an der Westküste der USA befand, hatte am 10. Januar 1992 schwer mit den Brechern zu kämpfen. Als sich das riesige Schiff wieder einmal stark zur Seite neigte, rissen sich gleich zwölf Container aus der Verankerung und schossen Torpedos gleich über Bord hinaus.

Der Aufprall aufs Wasser war für einen Container zu hart aus dieser Höhe. Insgesamt 28.800 Plastiktiere entluden sich in den Ozean: gelbe Quietscheentchen, rote Biber, grüne Frösche und blaue Schildkröten. Martin Visbeck vom Kieler GEOMAR erklärt, dass sich zufällig an dieser Stelle die Meeresströmungen von gleich zwei großen Wirbelsystemen überlappen, dem Subpolar- und dem Subtropenwirbel. Dies führte zu einem Transport der Plastiktiere, der zunächst nach Osten auf Seattle zu gerichtet war. Doch dort übernahm der Subpolarwirbel das Regiment und lenkte die Ladung nach Norden auf Alaska zu.

Ein paar Jahre sind die Plastiktiere im Nordpazifik erst einmal Karussell gefahren, so bestätigen es auch die Modellrechnungen der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA). Da sich alle Wasserströmungen mit der Zeit weltweit austauschen, gelangte ein Teil der inzwischen etwas ausgeblichenen Plastiktiere über die Arktis hinweg in den Nordatlantik. Möglich war dies, weil seit einigen Jahren unsere nördliche Polkappe im Sommer zum größten Teil wegschmilzt.

Der US-Autor Donovan Hohn ging der Odyssee der Plastikentchen ergriffen nach und schrieb das Buch „Moby Duck“. Dabei stellte er fest, dass es zum ersten „Landfall“ in Alaska ungefähr zehn Monate nach der Havarie gekommen war, nachdem die Entchen über 3.000 km zurückgelegt hatten. Zu identifizieren waren und sind sie übrigens am Herstellervermerk auf der Unterseite: „First Years Inc.

Gemäß den Strömungsmodellen ist damit zu rechnen, dass einige dieser Tierchen auch an der Ostküste von Nordamerika an Land getrieben werden. Dort irgendwo ist der Sitz des Herstellers, der sogleich eine furiose Werbekampagne aus der Sache gemacht hat und jeden Fund dort mit 100 Dollar honorieren will.

Christian Haas ist Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut, das sich in Bremerhaven befindet und zum Helmholz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung gehört. Er erläutert, dass der Meeresspiegel des Nordpazifiks wegen seines relativ geringen Salzgehaltes etwas höher liegt als jener des Nordatlantiks. In der Folge gibt es im arktischen Ozean eine ständige Strömung von der Beringstraße zum Nordatlantik hin.

Der Nordpol verliert sein Eis

Christian Haas war schon öfter in der Arktis, unter anderem an Bord der Polarstern. Im September 1991 fiel es dem Eisbrecher noch schwer, das circa 2,5 m dicke arktische Packeis bis zum geografischen Nordpol hin zu knacken. Inzwischen hat sich die Eisfläche in dieser nördlichsten Region der Erde fast halbiert und Eisdickenmessungen verraten, dass sich gleichzeitig auch die Stärke der Eisplatten mehr als halbiert hat und im letzten Sommer weniger als einen Meter betrug.

Im Rahmen der MOSAiC-Expedition ließ man die Polarstern gezielt im Eis einfrieren, um die Strömungen und das Driften des Eises quantitativ zu erfassen. Wegen der Vorzugsrichtung von Ostsibirien nach Grönland ist das Eis auf sibirischer Seite besonders dünn und der Eisschwund dort sehr deutlich.

Die Polkappen sind für uns unentbehrlich

Der Strahlungshaushalt der Erde wird maßgeblich durch die Albedo (Rückstrahlvermögen) geregelt, die umso größer ist, je mehr helle Eisflächen den Planeten bedecken. Diese wirken wie Spiegel, die die eintreffende Sonnenstrahlung direkt wieder zurück in den Weltraum katapultieren. Werden diese kleiner, wird immer mehr Sonnenenergie von der Erde absorbiert.

Damit wird sogleich ein sich selbst verstärkender Teufelskreis eingeleitet, denn die vermehrte Energie, die auf der Erde verbleibt, führt zu zusätzlichem Abschmelzen der Polkappen, aber auch der Gletscher in den Hochgebirgen. Ein Ergebnis daraus ist die sogenannte „Arktische Amplifikation“, die bedeutet, dass sich die Polargebiete in den letzten Jahren messbar stärker erwärmt haben als der Rest der Erdkugel.

So kam es auch, dass die Gummitiere nur circa sechs Jahre lang im Packeis des Nordpols gefangen waren, kurz nach der Jahrtausendwende hat sie die Erderwärmung daraus befreit und ihnen den Weg in den Nordatlantik geöffnet. Tatsächlich treibt vor allem der Wind das Eis gegen den Uhrzeigersinn langsam von Alaska in Richtung Grönland, wo das Packeis Dicken bis fünf Meter erreicht.

Die Gletscher bewegen sich immer schneller

Durch das zunehmende Abschmelzen des Eises gelangen die Massen an Schmelzwasser immer tiefer durch Gletscherspalten hindurch bis auf das unterliegende Felsbett, wo das Wasser wie eine Art Gleitfilm für die aufliegenden Eismassen fungiert, die dadurch in eine beschleunigte Horizontalbewegung geraten. Von diesem Prozess ist Grönland in besonderem Maße erfasst und das hat Folgen.

Unter der thermohalinen Zirkulation verstehen Wissenschaftler unter anderem das Absinken von kaltem, salzreichen Oberflächenwasser, das sich durch eine etwas höhere Dichte auszeichnet, in die Tiefen des Ozeans. Es handelt sich sozusagen um eine riesige Umwälzpumpe im Sinne eines Antriebs einer großen Meeresströmung. Je mehr grönländische Gletscher in den Nordatlantik abfließen, desto geringer wird der Salzgehalt im Oberflächenwasser der Region, was die Effizienz der Umwälzpumpe bis auf null zurückfahren kann.

Der Nordatlantikstrom, von dem hier die Rede ist, ist im Prinzip die Verlängerung beziehungsweise Ergänzung des Golfstroms, der warmes Wasser aus der Karibik bis nach Nordnorwegen hochschaufelt und für West- und Nordeuropa geradezu eine „Fußbodenheizung“ darstellt. Wenn dieses große Strömungssystem durch ungebremsten Süßwassereintrag an der grönländischen Ostküste angehalten wird, bedeutet die Erderwärmung für Europa eine drastische Abkühlung des Klimas mit unabsehbaren Folgen.

Ein Indiz für die dramatischen Auswirkungen auf den Golfstrom könnte die sogenannte Kälteblase sein, das einzige Gebiet südlich von Grönland und Island, das sich während der letzten 100 Jahre abgekühlt hat. Jene Klimamodelle, die die thermohaline Atlantikzirkulation einbeziehen, weisen diesen Effekt auch in ihren Berechnungen nach. Überdies zeigen solche Modellrechnungen, dass die dadurch beeinflusste atmosphärische Zirkulation zu Verlagerungen des Jetstreams führt mit der Folge, dass es in Westeuropa zu stärkeren Stürmen und im Sommer zu mehr und intensiveren Hitzewellen kommt, was die Realität schon längst bestätigt hat.

Nur das Tiefenwasser ist eine effektive Kohlendioxidsenke

Während die oberflächennahen Wasserschichten bereits mit CO2 gesättigt sind, kann der tiefe Ozean noch schier unendliche Mengen davon lösen. Solange die Umwälzpumpe gut funktioniert und Oberflächenwasser in die Tiefe befördert, gibt es also einen dankbaren CO2-Abnehmer. Insofern ist die Abschwächung des Golfstroms auch unter diesem Aspekt fatal, da das Abschneiden dieser Kohlendioxidsenke zu noch schnellerer Erderwärmung führt.

Wie steht es eigentlich um das Immunsystem der Erde?

Tatsächlich verfügt unser Planet über eine Vielzahl von Regelkreisen, die eben gerade so einen sich selbst induzierenden Dynamo, der zu immer schnellerer Klimaerwärmung führt, verhindern sollen. Einer davon ist in den Wolken zu suchen. Sonnenanbeter, die immerzu über unser zu trübes Wetter klagen, sollten den Wolken unbedingt mehr Dankbarkeit zollen. Mehr Energieeintrag und stärkere Erwärmung bedeuten zugleich mehr Verdunstung und damit zunehmende Wolkenbildung.

Dicke zusammenhängende Wolkendecken sind vom Weltall aus gesehen so hell wie Eisdecken und erhöhen daher die Albedo maßgeblich. Dadurch wird mehr Sonnenlicht in den Weltraum reflektiert und die Erwärmung der Erdoberfläche lässt nach. Doch jeder Regelkreis hat eine begrenzte Dynamik. Die Selbstheilungskräfte der Natur sind für uns mitnichten ein Freibrief dafür, dass wir uns in diesem Paradies völlig danebenbenehmen dürfen.

An Strände angeschwemmt wurde übrigens erst ein Bruchteil der bunten Gummitiere. Es lohnt sich, weiterhin Ausschau zu halten nach einstmals gelben Enten, grünen Fröschen, blauen Schildkröten und roten Bibern. Bedenken Sie, dass das Plastik im Meer leider mehr als 100 Jahre überdauern kann.

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Dieser Beitrag wurde am 10.02.2022 erstellt.


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Deutschlands gut gemeinte Bemühungen um Nachhaltigkeit erweisen sich als schädlich

Artig sind immer mehr Deutsche dazu bereit, auf die E-Mobilität umzusteigen, sind wir doch alle fest entschlossen, dem Klimawandel auf dem ganzen Planeten den Kampf anzusagen. Doch jede Medaille hat zwei Seiten, das weiß jedes Kind. In Argentinien und Chile, wo sich zurzeit die weltweit größten ausbeutbaren Lithiumvorkommen befinden, schmelzen deshalb die Lebensgrundlagen der dort ansässigen indigenen Völker zusammen. Aber gut, das ist ja nun wirklich sehr weit weg, fast auf der anderen Seite der Erde.

Das vorrangigste Problem besteht darin, dass der Lithiumabbau extrem viel Durst auf Wasser hat und genau das ist dort ein seltenes wertvolles Gut. Fakt ist, der vermeintlich nachhaltige Trendkonsum der westlichen Welt bringt die Natur und die Gesellschaften in Lateinamerika völlig aus dem Gleichgewicht. Schauen wir uns dazu ein weiteres Beispiel an.

Die Drogenmafia kontrolliert den Avocado-Anbau in Mexiko

Die Avocado gilt als die „Superheldin der Küche“, denn dieses vitaminreiche Superfood ist gut fürs Herz und kurbelt den Stoffwechsel an. Es ist zudem ein Gewinn für nahezu jedes Rezept, wird die Avocado doch als klimafreundlicher Fleischersatz gehandelt. Doch schauen wir noch einmal über unseren Tellerrand.

Ungefähr 150 km nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago befindet sich die Provinz Petorca. In dieser wüstenhaften Region fallen durchschnittlich nur circa 200 Millimeter Regen im ganzen Jahr. Mit den Menschen, die das bisschen Nass dort dringend zum Überleben brauchen, sind nun Millionen Obstbäume in Konkurrenz getreten. Es geht um eine ungefähr 8.000 Hektar große Fläche, auf der Exportobst, vornehmlich eben Avocados angebaut werden. Jeder einzelne Avocadobaum säuft rund 600 Liter Wasser pro Woche, so jedenfalls hat es die NGO „Rettet den Regenwald“ ausgerechnet.

Die Betreiberfirmen fördern das Wasser mit Pumpen aus Tiefbrunnen, um es in Bewässerungsteiche zu überführen. Für die ansässigen Kleinbauern ergibt sich daraus ein düsteres Bild: Ausgetrocknete Flüsse und verdorrter Vegetation, die Felder liegen brach und Grundwasser gibt es fast nicht mehr. Die Wasserwirtschaft ist in Chile übrigens Privatsache.

In Mexiko, allem voran in Uruapan, haben die Avocados die Gesellschaft schon gespaltet. Mehr als 40 Prozent der Avocados, die die USA importieren, stammen aus jener Region. Doch in Uruapan bestimmt nicht Wohlstand das Stadtbild, sondern ein geradezu brutaler Kampf um Marktanteile im lukrativen Avocadogeschäft. Lokalpolitiker, Gewerkschaftler oder Zwischenhändler sterben einen plötzlichen unnatürlichen Tod, wenn sie dem Geschäft vermeintlich irgendwie im Weg stehen. Während in den USA und Europa genüsslich gesund und klimaneutral geschmaust wird, werden in Lateinamerika dafür Menschen vertrieben oder ermordet.

Warum nicht den Klimawandel mit Biosprit stoppen?

Jürgen Trittin, einstmals grüner Bundesumweltminister, war begeistert über die Machenschaften des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva (Amtszeit 2003–2011), der versprach, Europas Energieprobleme mit „seiner“ Biospritproduktion zu lösen. Zu Hause startete Trittin sofort nach seiner Rückkehr mit einer groß angelegten Lobbyarbeit für eine Energiewende, die sich an dem vorbildlichen Brasilien orientieren sollte. Wie hieß es damals so verheißend: „Der Acker wird zum Bohrloch des 21. Jahrhunderts, der Landwirt wird zum Energiewirt.

Professor Guilherme Ferreira ist Geograf und Umweltblogger aus Recife. Er sagt, dass der für unser Klima so wichtige Regenwald der Verlierer dieses blinden Aktionismus ist, denn für die Biosprit-Produktion wurden immense Agrarflächen gebraucht und diese fand man ausgerechnet im Amazonas-Dschungel, wo tropische Pflanzen und indigene Volksgruppen durch Monokulturen und Pestizide ersetzt wurden.

Im Bundesstaat Maranhao wurde zur Jahrtausendwende auf knapp 20.000 Hektar Zuckerrohr angebaut. Im Jahr 2019 war die Fläche für die Produktion von Bioethanol auf 47.400 Hektar angewachsen. Die gleiche Entwicklung sehen wir heute mit Blick auf Lithiumkarbonat. Unsere zukünftigen Vorzeigeautos fahren emissionsfrei, weil es in Brasilien keine Bäume mehr gibt, ein toller Umwelt-Deal.

Die Volkswagen AG kommentiert die Nachteile der Lithiumgewinnung damit, dass dafür kein Trinkwasser verwendet würde. Sehr wohl könne es sein, dass die Entnahme von Salzwasser dazu führt, dass Süßwasser nachströmt und der Grundwasserspiegel im Umfeld der Salare dadurch absinken könnte.

Glücklicherweise werden die satten SUV-Fahrer in Europa nicht müde, die zerstörerische Amazonaspolitik des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu kritisieren. Ja, die Abholzung hat in dessen ersten drei Amtsjahren erheblich an Fahrt aufgenommen, weil er für eine krasse Liberalisierung von Umweltvorschriften gesorgt hat. Zudem wurde jenen Institutionen der Geldhahn abgedreht, die sich den Schutz der Umwelt zur Aufgabe gemacht haben, doch:

Die Lust auf Fleisch

Neben China braucht Europas Fleischindustrie immense Mengen an Soja als Tierfutter. Völlig richtig kontert Bolsonaro, dass unsere „alte Welt“ einst aus riesigen zusammenhängenden Urwäldern bestand, und erkundigt sich danach, wo die denn jetzt wohl seien. Umweltorganisationen haben abgeschätzt, dass circa sechs Prozent der weltweiten Sojaernte direkt für den menschlichen Verzehr als Tofu, Sojasprossen und Sojaöl verwendet werden, insofern trägt sogar vegane Ernährung einen kleinen Anteil zum Raubbau der Natur bei.

Die Umweltorganisation „Faszination Regenwald“ fordert zu Recht ein Umdenken, damit die flächenfressende Sojaproduktion im Amazonas gestoppt werden kann. Sie weist darauf hin, dass unsere Viehbestände eindeutig zu groß sind, um von einheimischen Futtermitteln ernährt werden zu können. Unsere Massentierhaltung sei überhaupt nur möglich, weil in Brasilien der Regenwald vernichtet wird. Wer das nicht will, muss seinen Fleischkonsum ganz drastisch überdenken.

 

 

 

Da gehen die Meinungen weit auseinander, vielleicht gerade deshalb, weil fast allein dem Kohlendioxid, das die Menschheit in die Atmosphäre entlädt, die ganze „Schuld am Klimawandel“ zugeschrieben wird, und dies nimmt zuweilen extrem dogmatische, ja religiöse Formen an. Wir möchten hiermit versuchen, etwas Licht ins Dunkel des Munkelns zu bringen.

Kein Geringerer als Greenpeace-Gründungsmitglied Patrick Moore erklärte auf Fox News, dass es sich bei der Bezichtigung des Kohlendioxids um „Fake-Wissenschaft“* handeln würde, denn gerade Kohlenstoff sei der unverzichtbare Baustein allen Lebens. In der Tat würden es die Bäume und Wälder schwer haben, würde der CO2-Gehalt unserer Lufthülle signifikant absinken.

*Confessions of a Greenpeace Drop-Out: The Making of a Sensible Environmentalist

Moore weist darauf hin, dass Klimaveränderungen auf unserem Planeten seit eh und je an der Tagesordnung sind. Dazu werden wir später noch auf die Klimakurven eingehen. Es mag allerdings sein, dass das, was im Moment geschieht, erdgeschichtlich gesehen ein relativ steiler globaler Anstieg der Temperaturen sein könnte, wobei die „Betroffenheit“ auf der Erde nicht gleichverteilt ist. Das heißt, es besteht keine Veranlassung dazu, dass wir uns in Deutschland auf mildere Winter freuen können, das Gegenteil könnte passieren.

Neben den großen globalen Vereisungen und Warmperioden gibt es zwischendurch auch viele kleine (hochfrequente) Schwankungen in der globalen Temperaturkurve, die zuweilen an einen mehr oder weniger hoch aufgelösten Börsenchart mit Trendkanälen erinnert. So endete zum Beispiel vor circa 300 Jahren eine kühlere Periode, die wir die „Kleine Eiszeit“ nennen, um das Klima in eine wärmere Periode übergehen zu lassen, in der wir noch heute mitten drin stecken.

Moore weist weiter darauf hin, dass der Bekanntheitsgrad der Umweltorganisation Greenpeace ungefähr Mitte der 1980er-Jahre aufgrund ihrer wichtigen Aktionen, die viel Anklang und viele Unterstützer fanden, richtig durch die Decke ging. Und das weckte Begehrlichkeiten, denn nun kamen enorme Geldsummen ins Spiel. Zudem setzte sich die extreme Linke mit ins Boot und damit passierte genau das, was eigentlich vermieden werden sollte. Die einst auf wissenschaftliche Erkenntnis gegründete Organisation wandelte sich in eine demagogische Brutstätte für Angstmache, Desinformation und Sensationalismus.

In diesem Zusammenhang erinnert Moore an den „Green New Deal“. Dabei geht es um einen sehr weitreichenden Klimaplan, der von Alexandria Ocasio-Cortez initiiert wurde, die den US-Demokraten angehört. Vorgesehen ist hierbei der Ausstieg aus allen Produktionsformen nicht erneuerbarer Energien, ungefähr so, wie wir es gerade in Deutschland aufgrund der diesbezüglich rigorosen Politik von Angela Merkel erleben. Allerdings ist der Zeitplan für das Aus- beziehungsweise Umstiegsszenario in den USA noch ambitionierter.

Grüne Politik bedeutet, dass nicht nur Kernreaktoren, die kaum Kohlendioxid emittieren, sondern aus ideologischen Gründen auch und sogar Wasserkraftwerke abgeschaltet werden sollen/müssen. Alles zusammen macht fast 98,5 Prozent unserer elektrischen Energie aus. Dass so etwas eine massive Staatskrise auslöst, muss wohl nicht extra betont werden.

Zurzeit ist es jedenfalls so, dass in etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung von fossilen Energieträgern abhängig sind. Das Kohlendioxid, das bei der Verbrennung in die Atmosphäre entlassen wird, wurde vor vielen Millionen Jahren derselben entzogen, um es in und unter Sedimenten zu speichern. Seit nicht einmal 200 Jahren befreien wir diese Stoffe nach und nach aus ihrer Gefangenschaft. Was soll denn daran schlimm sein?

Eine Antwort darauf gibt möglicherweise die Betrachtung der Temperaturentwicklung:

Die Entwicklung der Temperatur der Erde

In Deutschland instrumentell gemessene Temperaturen liegen für die letzten 135 Jahre vor. Jeder kann sie auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes (DWD) einsehen. Anhand historischer Wetteraufzeichnungen, Torfkerne oder Höhlentropfsteine konnte die Temperaturgeschichte Deutschlands für die vergangenen 11.000 Jahre recht genau rekonstruiert werden.

Die Jahresdurchschnittstemperatur hat sich demnach innerhalb der letzten 30 Jahre um gut 0,5 Grad erhöht, wobei aber die kurzfristige Schwankungsbreite durchaus drei Grad überstreicht. Vergleicht man nur die Januartemperaturen, sind die Durchschnittswerte sogar um ein halbes Grad gefallen und ihre Variabilität erreicht ganze acht Grad.

Wählt man den Betrachtungszeitraum etwas größer, nämlich 150 Jahre, kommt man beim Anstieg der Jahresdurchschnittstemperaturen schon auf 1,5 Grad, wobei die späten 1980er-Jahre geradezu einen Sprung auf ein höheres Niveau markieren. Dieses Phänomen bildet sich auch in den Temperaturen des Oberflächenwassers von Nord- und Ostsee ab. Eine Erklärung dafür könnte in der Nordatlantischen Oszillation (NAO) liegen, die ebenfalls zu dieser Zeit Maximalwerte aufwies. Letztere wird maßgeblich von der Sonnenaktivität gesteuert, die auch erhebliche Einflüsse auf die Verteilung der Niederschläge in Europa hat.

Der „Mittelalterlichen Wärmeperiode“ (MWP) beziehungsweise Klimaanomalie (MCA) ist eine Forschergruppe um Robert Moschen nachgegangen. Die Wissenschaftler rekonstruierten die Temperaturdaten mittels Kohlenstoffisotope eines Torfkerns aus dem rheinland-pfälzischen Dürre Maar. Sie fanden heraus, dass sich die Durchschnittstemperaturen hierzulande seit der Kälteperiode während der Völkerwanderungen zwischen 500 und 700 n. Chr. bis zur MWP auf ganz natürliche Weise um über fünf Grad erhöht haben. Daran gemessen ist die heutige Erwärmung geradezu vernachlässigbar.

Die MWP bildet sich auch in den historischen Eisberichten über den Bodensee ab. Während der 300 Jahre vom 9. bis 12. Jahrhundert kam es nur in wenigen vereinzelten Wintern zu einem vollständigen Zufrieren des Bodensees (Seegfrörnen), ganz anders später in der „Kleinen Eiszeit“, denn im 15. und 16. Jahrhundert geschah dies gleich 14 Mal. Im 20. Jahrhundert gab es das Seegfrörnen nur im Winter von 1963.

 

Wer das Klima verstehen will, muss eine lange Zeitreise wagen

Mit Blick auf den immerwährenden Wechsel zwischen Warm- und Kältephasen sprechen Wissenschaftler von den klimatischen Millenniumszyklen, weil hierbei weltweit Wellenlängen von 1000 bis 2000 Jahre zu beobachten sind. Deren Ursache liegt zu einem großen Teil in der veränderlichen Sonnenaktivität, die sich sogar in der sauerländischen Bunkerhöhle abbildete und von einer Forschergruppe um Jens Fohlmeister untersucht wurde.

Stein des Anstoßes waren dort die Tropfsteine, die rhythmische Veränderungen in den Sauerstoffisotopen aufweisen. Daraus konnte ein immerhin 11.000 Jahre langer Kalender des natürlichen Klimawandels abgeleitet werden, der uns recht genaue Auskunft über den ständigen Wechsel warm-feuchter und kalt-trockener Phasen gibt. Gut erkennbar sind darin auch die oben erwähnte Kältephase der Völkerwanderungszeit, die MWP und die moderne Wärmeperiode.

Eine besonders warme Phase war das „Holozäne Thermische Maximum“ (HTM) vor 8000 bis 5500 Jahren (6000 – 3500 v. Chr.). Kühl & Moschen 2012 rekonstruierten die Temperaturdaten anhand fossiler Pollen, die sich im Bereich des Dürre Maars gebildet hatten. Damals lagen die Temperaturen in der Eifelregion noch über ein Grad höher als jene der heutigen Wärmephase (1990 – 2017). Auch Wissenschaftler des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) haben sich mit dem Meerfelder Maar in der Eifel beschäftigt. Sie fanden heraus, dass es vor knapp 2.800 Jahren zu einer ziemlich abrupten Abkühlung kam, die immerhin fast 200 Jahre lang anhielt. Das Forscherteam um Celia Martin-Puertas konnte aufzeigen, dass jene Abkühlungsphase direkt mit einer solaren Schwächephase korreliert werden kann.

Wolken verdunkeln die Sonne zyklisch

Wolken kontrollieren geradezu den Strahlungshaushalt der Erde. In der Meteorologie wird der Grad der Bewölkung über den Parameter Sonnenscheindauer erfasst. Dieser wurde seit 1950 vom Deutschen Wetterdienst (DWD) kontinuierlich registriert und ist auf dessen Webseite für jeden einzusehen. Festzustellen ist hierbei ein wellenförmiger Verlauf, der zwischen 1977 und 1988 ein relatives Minimum aufweist. Man bedenke, dass auch der Sonnenfleckenzyklus elf Jahre beträgt.

Die relative Zunahme der Bewölkung korreliert mit einer stark negativen Phase im Ozeanzyklus „Atlantische Multidekaden Oszillation“ (AMO) und einem außergewöhnlich schwachen Sonnenfleckenzyklus. Aktuell im 21. Jahrhundert scheint die Sonne jedes Jahr durchschnittlich ungefähr 200 Stunden länger als noch in den 1980er-Jahren.

Als die Sonne erwachsen wurde

Sternentwicklung ist ein so komplexes Thema, dass wir darauf an dieser Stelle nicht eingehen wollen, aber eine kurze Aussage ist wichtig, um den folgenden Absatz besser einordnen zu können: Vor einer Milliarde Jahre war die Strahlkraft der Sonne geringer als heute.

Eine besonders aussagekräftige Darstellung der Gesamtsituation findet man im geologischen Kalender für den Monat Juli des Jahres 2019 (https://www.dggv.de/fileadmin/user_upload/7-2019.jpg/).

Hier wurden die Kalt- und Warmperioden in den verschiedenen Erdzeitaltern über der Verteilung von Stickstoff, Sauerstoff und Kohlendioxid in der Atmosphäre aufgetragen. Beim Verlauf der Durchschnittstemperaturen ist ein wiederkehrendes Grundmuster zu erkennen: Extrem lange Warmphasen werden jeweils von mehreren längeren, besonders kalten Phasen unterbrochen, wobei stets die sehr ausgedehnte Warmzeit ihrerseits noch einmal von einem kalten Einschnitt unterbrochen wird. Dieses Muster beherrscht den Planeten in immer gleichartiger Weise, obwohl gegen Ende des Präkambriums vor circa 600 Millionen Jahren der CO2-Anteil der Atmosphäre drastisch zurückging zugunsten des Anstiegs des Sauerstoffgehalts.

Nach Lesart der Kohlendioxidfeinde hätte dies eine Klimaänderung von einem extrem heißen Planeten hin zu einer Eiskugel sein müssen. Eine solche Korrelation ist aber nicht zu erkennen.

Die wundersame Regelmäßigkeit des Erdklimas der letzten Milliarde Jahre ist als Hinweis darauf zu werten, dass das Zusammenspiel bestimmter langwelliger Periodizitäten den Motor des Geschehens ausmacht. In frühen Arbeiten wurden schon Fourier-Analysen der Temperaturschwankungen vorgenommen mit dem Ergebnis, dass sich dahinter eine Überlagerung bestimmter bekannter Zyklen verbirgt. Zu nennen wären hier unter anderem die Exzentrizität der Erdbahn, die Präzession der Erde und die vom Mond ausgelöste Erdnutation.

Es gibt Dinge, die Ehrfurcht einflößen

Ohne jetzt esoterisch werden zu wollen, gibt es hier noch eine besonders bemerkenswerte Tatsache, die mit Fug und Recht als etwas metaphysisch aufgefasst werden darf. Dass die Erde während des Präkambriums unter ihrer Kohlendioxidglocke eben nicht in der Hitzestarre feststeckte, so, wie wir es heute von ihrer Schwester, der Venus, kennen, lag daran, dass die noch jüngere Sonne weniger intensiv strahlte.

Letztere drehte erst dann so richtig ihr Thermostat hoch, als in unserer Atmosphäre das Kohlendioxid nahezu vollständig in Pflanzen gebunden wurde und durch einen hohen Sauerstoffanteil ersetzt wurde. Es hat fast den Anschein, als gäbe es eine Kraft, die dafür gesorgt hat, dass die Erde ausreichend viel Zeit hat, komplexes Leben zu entwickeln.

Um Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass es ein Zurück zu beträchtlichen CO2-Gehalten der Atmosphäre jetzt tatsächlich nicht mehr geben darf, ansonsten werden wir alle von der gestärkten Sonne gebraten.

„Bei der Atomkraft ist eines sicher, das Risiko“ lautet ein Spruch aus seligen Spontitagen vergangener Jahrzehnte.

Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage?

Sind Atomkraftwerke eine sichere und saubere Energiequelle, oder schlichtweg zu unsicher und somit gefährlich?

In Deutschland sind zur Zeit (Stand Mai 2019) noch sieben Meiler am Netz.

Laut des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit traten bei diesen Kraftwerken seit dem jeweiligen Tag ihrer Inbetriebnahme – sie stammen alle aus den 1980er Jahren – insgesamt 1.284 sogenannte „meldepflichtige Ereignisse“ auf.

Doch wir hatten sozusagen seither Glück im Unglück, denn angesichts dieser Zahl ist es mehr als verwunderlich, dass deutsche Kernkraftwerke bislang keinen schweren Atomunfall mit Kernschmelze fabrizierten.

Eine kurze Chronologie der Reaktor-Katastrophen

Andernorts ist so etwas bereits passiert. Die bekanntesten und gefährlichsten Atomunfälle mit Kernschmelze waren insoweit (in chronologischer Reihenfolge):

Windscale 1957

Der Windscale-Brand vom 10. Oktober 1957 im heutigen Sellafield in England markiert den ersten protokollierten schweren Atomunfall mit Kernschmelze.

Es wurde dabei eine radioaktive Wolke freigesetzt, die sich zum Glück für die in der Umgebung lebenden Menschen Richtung Meer absetzte. Nichtsdestotrotz starben infolge der Havarie insgesamt nach Schätzungen über 200 Menschen.

„Three Mile Island“ in Harrisburg

Beim Reaktorunglück im Kernkraftwerk „Three Mile Island“ in Harrisburg, Pennsylvania in den USA ereignete sich am 28. März 1979 eine sogenannte partielle Kernschmelze, da infolge von technischem und menschlichem Versagen die Reaktorkühlung unzureichend verlief.

Dadurch wurde radioaktives Gas (Krypton 85) in die Umwelt abgelassen. Von offizieller Seite wurde keine gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung vermeldet, andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Krebshäufigkeit im Umland stark zugenommen habe.

Auf Youtube kann man sich noch den Tagesschau-Bericht dazu ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=DGUnbsPrXZQ

Tschernobyl 1986

Am 26. April 1986 wurde durch eine komplette Kernschmelze in Block 4 des Reaktors in Tschernobyl in der damaligen UDSSR (heute in der Ukraine) zum ersten Mal ein Super-GAU ausgelöst.

Das gesamte umgebende Gebiet wurde kontaminiert und bis dato Sperrgebiet. Der radioaktive Fallout reichte bis Westeuropa. 50 Menschen starben unmittelbar an den Folgen der akuten Strahlenkrankheit; insgesamt sollen bis heute circa 4000 Menschen aufgrund dieser Katastrophe verstorben sein.

Und laut verschiedener Schätzungen und Untersuchungen ist das Reaktorunglück von Tschernobyl für tausende von Krebsfällen in der Ukraine und dem Rest Europas verantwortlich.

Fukushima 2011

In jüngster Vergangenheit hat die Nuklearhavarie von Fukushima vom 11. März 2011 gezeigt, dass auch Naturkatastrophen Auslöser von Kernschmelzen sein können.

Denn infolge des Tohoku-Erdbebens und eines darauf folgenden Tsunamis fiel die Kühlung der Reaktoren des Kernkraftwerkes Fukushima-Daiichi in Okuma, Japan aus.

Es kam zu einer Überhitzung der Brennelemente und damit zu Kernfusionen und dadurch bedingten Explosionen. Dieser Unfall gilt als der bislang zweitschwerster nach Tschernobyl. Große Mengen an radioaktivem Material gelangten in das komplette Ökosystem.

Die Zeitung „Tokyo Shimbun“ lässt im Jahre 2015 verlauten, dass über 1000 Menschen infolge der Katastrophe gestorben seien, allerdings soll der Großteil darunter auf Suizide zurückzuführen sein. Jedoch gehen Schätzungen davon aus, dass mehr als 66.000 zusätzlich Krebserkrankungen auf das Konto des Reaktorunglücks gehen können.

Diese kurze Darstellung der schwersten Atomunfälle mit Kernschmelze darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Liste der Störfälle, bei denen nicht gleich ein großes Medienecho zu vernehmen ist, sehr viel länger ausfällt.

Durch den Betrieb von Atomkraftwerken fällt täglich hochgiftiger, radioaktiver Abfall an. Dieser muss dringend sicher verwahrt werden, und zwar mit einem Zeithorizont von mindestens einer Million Jahren. Aber wie macht man das?

Allein in Deutschland werden mehrere Hunderttausend Tonnen strahlenden Atommülls in unsicheren Hallen und Kavernen „zwischengelagert“. In einigen Fällen handelt es sich um einsturzgefährdete ehemalige Salzbergwerke oder sogenannte Abklingbecken. Nicht zu unterschätzen sind überdies die strahlenden Gase und Stäube, die mit der Abluft und dem Abwasser aus den Atomanlagen direkt in die Umwelt gelangen.

Alle bisherigen Versuche zur dauerhaften sicheren Lagerung des strahlenden Mülls sind kläglich gescheitert. Das ehemalige Salzbergwerk Asse II, gut 8 km südöstlich von Wolfenbüttel gelegen, säuft ab und ist einsturzgefährdet. Der bereits eingelagerte Atommüll muss da unbedingt heraus. Knapp 10 km westlich von Wolfenbüttel befinden sich die Schächte Konrad I und II, die zu einer ehemaligen Eisenerzgrube gehören. Dort findet ein Ausbau für die Lagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle statt, allerdings dringt auch dort schon Wasser ein.

Nur 6 km östlich von Helmstedt befindet sich bereits in Sachsen-Anhalt das Endlager Morsleben, dessen Situation mit der von Asse II gut vergleichbar ist. Seit den 1970er-Jahren wird der Salzstock Gorleben circa 15 km südöstlich von Dannenberg mit Blick auf seine Eignung als Endlager aufwendig wissenschaftlich-technisch erkundet mit dem Ergebnis, dass der Salzstock und sein Hutgestein von unzähligen Rissen und Klüften durchzogen sind und daher ebenfalls direkten Grundwasserkontakt haben.

Im Jahre 2017 wurde das Standortauswahlgesetz (StandAG) verabschiedet, um mit der Suche nach einem wirklich geeigneten Standort innerhalb Deutschlands zur Endlagerung des strahlenden Atommülls sozusagen ganz von vorne anzufangen. Da es aber einen gesellschaftlichen Konsens zum Umgang mit der strahlenden Hinterlassenschaft gar nicht gibt, wird die Endlagerung, ganz egal, wo sie dann stattfinden wird, auch in Zukunft zu massiven Demonstrationen und langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen führen.

Was wir heute schon wissen, ist, dass das alles viel Geld kosten wird. Daher haben (mussten) die AKW-Betreiber vorausschauend 24 Milliarden Euro in einen staatlichen Fonds eingezahlt. Eine Nachschusspflicht wurde aber, wahrscheinlich sogar absichtlich, versäumt zu vereinbaren. Da das Geld bei Weitem nicht reichen wird, muss der Steuerzahler wieder einmal mehr einspringen.

Trotz allem wurde und wird fleißig Atomstrom produziert

Das Atomgesetz besagte, dass Atomkraftwerke und andere Atomanlagen nur dann betrieben werden dürfen, wenn es sichergestellt ist, dass der entstehende Atommüll „geordnet beseitigt“ werden kann. Da dies ja niemand gewährleisten konnte, wurde das Gesetz 1979 dahingehend industriefreundlich abgemildert, dass der AKW-Betreiber lediglich für die nächsten sechs Jahre den Verbleib des strahlenden Mülls zu klären habe. Die daraufhin beantragten Baugenehmigungen für Zwischenlagerhallen laufen übrigens spätestens in den 2040er-Jahren aus.

Über welche Mengen reden wir hier eigentlich?

Ende 2022 wird in Deutschland auch das letzte noch Strom produzierende AKW abgeschaltet. Dann liegen in unserem Lande ungefähr 17.000 Tonnen hoch radioaktiven Mülls herum, das sind abgebrannte Brennelemente oder Abfälle der Plutonium-Abtrennung. Außerdem dürfen wir circa 600.000 Kubikmeter schwach- bis mittelradioaktive Abfälle unser Eigen nennen. Diese Abfälle befinden sich zumeist direkt an den AKW-Standorten, beim ehemaligen Kernforschungszentrum in Karlsruhe oder auf Halden anderer Sammelstellen.

Das Endlager Morsleben wurde bereits in der DDR genutzt. Dort liegen 37.000 Kubikmeter Atommüll, der bis ins Jahr 1998 weiter angehäuft wurde. Im ehemaligen Salzbergwerk Asse II gibt es 200.000 Kubikmeter strahlenden Mülls, und wenn alle Reaktoren endlich abgerissen sind, kommen nochmals 200.000 Kubikmeter dazu. Ach ja, da wäre auch noch die Urananreicherungsanlage Gronau, die uns mit zusätzlichen 100.000 Kubikmetern Uranmülls beglücken wird.

In Asse II befindet sich vor allem schwach- und mittelradioaktiver Abfall

Asse II wurde einst kurzerhand zu einem Forschungsbergwerk umgewidmet. Von 1967 bis 1978 wurde dort nahezu der gesamte in Westdeutschland anfallende schwach- und mittelradioaktive Abfall untergebracht, sodass dort heute knapp 124.500 Fässer mit schwachradioaktiven Abfällen und fast 1.300 Fässer mit mittelradioaktiven Abfällen lagern. Deren Quellen sind Atomkraftwerke, Atomforschungszentren, die Atomindustrie, Atommüllsammelstellen sowie die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe.

Die Eignung dieses Bergwerks für eine Einlagerung von Atommüll wurde nie geprüft Einige Fässer sind nachweislich korrodiert oder weisen Leckagen auf, wobei eine Vielzahl der Abfälle flüssig ist. Sogar circa 28 kg Plutonium sind dabei und mindestens 94 Fässer enthalten kugelförmige Brennelemente aus dem Versuchsreaktor AVR (Kernforschungszentrum Jülich).

Ganz schlecht für das Grundwasser

Die Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) war der Betreiber von Asse II im Auftrag des Bundes und passte die Annahmebedingungen stets flexibel so an, dass diese gut mit dem angelieferten Atommüll übereinstimmten. In den Jahren 1969 und 1970 wurden die zulässigen Grenzwerte klar überschritten. Durch deren Heraufsetzen um 500 Prozent konnte das Problem schnell erledigt werden.

Ungefähr im Jahre 2009 wurde es dann amtlich: Seit 1988 dringen jeden Tag circa zwölf Kubikmeter Wasser in die Stollen ein. Dadurch entsteht unten im Bergwerk eine Salzlauge, die unter anderem mit radioaktivem Plutonium, Americium und Cäsium kontaminiert ist. Durch den Druck aus der Bevölkerung kam nun die Politik schwerfällig zu der Auffassung, dass der Atommüll dort so nicht verbleiben kann. Seit 2017 ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) Betreiber dieser havarierten Atommüllkippe und damit beauftragt, eine Rückholung der Fässer zu erledigen. Allerdings hat sie damit noch Zeit bis 2033. Die gut sechs Milliarden Euro dafür bezahlt natürlich die Allgemeinheit.

Könnte es etwa sein, dass Atommüll ungesund ist?

In der Zeit von 2002 bis 2009 erkrankten in der Samtgemeinde Asse dreimal so viele Menschen an Schilddrüsenkrebs und doppelt so viele an Leukämie, wie es die mittleren statistischen Erwartungswerte vorgeben.

Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle

In Abklingbecken der Atomkraftwerke lagern abgebrannte Brennelemente bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Oder die Brennelemente sowie die hoch radioaktiven Rückstände aus der Wiederaufarbeitung und der Abtrennung von Plutonium werden in Castor-Behältern eingepfercht.

Solche heißen, tonnenschweren Atommüll-Behälter befinden sich heute in 16 Zwischenlagern, die über die ganze Republik verteilt sind. In Neckarwestheim sind das oberflächennahe Stollen, ansonsten meistens oberirdische Betonhallen, alle mit großen Lüftungsschlitzen ausgestattet. Die Dichtheit der Behälter wurde gemäß Zulassung für immerhin 40 Jahre garantiert.

Gegen den Absturz eines Passagierflugzeugs oder gar gegen außer Rand und Band geratene moderne panzerbrechende Waffen sind solche Lagerstätten nicht gerüstet. Es gab in der Sache einen Rechtsstreit, woraufhin dem Zwischenlager Brunsbüttel die Genehmigung entzogen wurde. Dass die anderen Zwischenlagerhallen keinen Deut stabiler sind, dafür hat sich offenbar noch niemand interessiert.

Rache als Kriterium für eine Standortwahl

Die Entscheidung für das Endlager Gorleben, genauer für das „Nuklearzentrum“, im Jahre 1977 so dicht an der Grenze zur DDR durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Carl Julius Albrecht war eine Art politische Rache für Morsleben. Ein atomrechtliches Genehmigungsverfahren gab es dafür nicht, somit auch keine Beteiligung der Öffentlichkeit. Das Deckgebirge über dem Salzstock Gorleben ist nicht dicht, obwohl dies schon damals eine Voraussetzung gewesen wäre. Gemäß StandAG darf Gorleben bei der Neuorientierung erst einmal nicht ausgeschlossen werden.

Auch bei der neuen Suche nach einem deutschen Atommüll-Endlager haben politische Interessen das größere Gewicht als wissenschaftliche Vernunft. Was ist damit gemeint?

  • Die Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgt lediglich auf dem niedrigen Niveau von Information und Anhörung. Der Rechtsschutz für Betroffene ist von vorn herein von untergeordneter Bedeutung.
  • Die Öffentlichkeit wird immer erst dann informiert, wenn praktisch schon vollendete Tatsachen geschaffen worden sind. Die formal gewährten Reaktionszeiträume reichen in der Praxis nicht aus.
  • Das Standortauswahlgesetz sieht vor, dass der Atommüll-Lager-Standort bis 2031 vorliegen muss. Dies ist für ein Unterfangen dieser Tragweite ein ziemlich ambitionierter Zeithorizont.

Wiederaufarbeitung und Transmutation

Warum sollte man nicht den hoch radioaktiven Atommüll einfach wieder aufarbeiten? Wäre das nicht ein vorbildliches Recycling? Nein, denn in einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) wird die Menge des Atommülls sogar vervielfacht. Besonders problematisch ist dabei das in nahezu reiner Form anfallende Plutonium, das liebend gern von Hinz und Kunz für den Bau von Atombomben verwendet wird. Zum anderen fällt dabei eine hoch radioaktive, sich immer weiter selbst erhitzende, explosionsgefährdete „Atomsuppe“ an.

Verglichen mit La Hague ist die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) geradezu winzig. Dennoch sind dort fast 70 Kubikmeter Atommüll angefallen, deren Verglasung allein schon circa 2,6 Milliarden Euro verschlungen hat.

Die Wiederaufarbeitungsanlagen in Sellafield und La Hague verfrachten enorme Mengen an Radionukliden in die Luft und ins Wasser. Aus diesem Grunde dürfen die Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken seit 2005 nicht mehr in diese Wiederaufarbeitungsanlagen transportiert werden.

Die Transmutation bedeutet jetzt kein Themenwechsel hin zur Biologie. Es geht vielmehr um eine neue Nukleartechnologie, mit deren Hilfe Atommüll in weniger schädliche Stoffe umwandelt werden kann, also um eine Illusion, die den Wiedereinstieg in die Atomenergie beflügeln soll. Auf jeden Fall würden die riskanten Arbeitsprozesse enorme Energien verschlingen, wobei eine solche Anlage pro Jahr maximal circa 300 kg Atommüll verarbeiten könnte.

Da aber mehrere Hunderttausend Tonnen Atommüll vorliegen, kann jeder leicht abschätzen, dass uns dieser Job mindestens 100.000 Jahre lang beschäftigen würde.

Wenn Sie die Überschrift lesen, reiben Sie sich vermutlich die Augen, doch es stimmt: Die unerlaubte, höchst gefährliche (Fehl-)Bedienung eines Atomkraftwerks ist nicht sehr teuer. Die Staatsanwaltschaft Moosbach hat eine amtliche Hausnummer genannt: Es kostet 20.000 Euro.

Was ist geschehen?

Etwas aus Sicht von Fachleuten sehr Gefährliches: Die Betreiber des Kernkraftwerks Obrigheim haben dessen Betrieb fahrlässig und ungenehmigt über Jahre wesentlich geändert.

Technisch handelt es sich um die Funktionsfähigkeit einer vorgesehenen Sicherheitseinspeisung für Notkühlsysteme. Diese verhindert den GAU im ältesten deutschen AKW.

Sie funktionierte schon seit Jahren nicht mehr richtig, doch die verantwortlichen Betriebsleiter nahmen das hin.

Aus „verfahrenstechnischen Gründen“ erschien es ihnen zu aufwendig, die eingeschränkte Funktion:

  • zu melden und
  • zu beseitigen bzw. auf ihre Beseitigung zu drängen – auch wenn das mit einem Abschalten des Blocks (und somit einem hohen finanziellen Aufwand durch Produktionsausfall und Reparaturkosten) verbunden gewesen wäre.

Das ist ungefähr so, als ob Sie mit Ihrem Auto im Winter mit Sommerreifen fahren, weil Ihnen das Geld für den Wechsel fehlt. Motto: Wird schon nix passieren, wenn Sie nur recht vorsichtig unterwegs sind.

Keine strafrechtlichen Folgen

Die Sache wurde gemeldet und untersucht, es folgten Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft.

Nach drei Jahren stellte schließlich die Anklagebehörde (Staatsanwaltschaft Moosbach) zwei laufende Verfahren wegen des “unerlaubten Betriebs von kerntechnischen Anlagen” gegen die Zahlung einer Geldbuße von 20.000 Euro ein. Zwei Verfahren waren angestrengt worden, weil in der Kontrollzentrale des AKW die Manager und Techniker gemeinschaftlich und damit doppelt versagt hatten.

Die Techniker wussten um diesen Zustand und hatten ihn den Managern gemeldet, sich aber nicht geweigert, die Anlage weiter zu bedienen. Auch waren sie nicht an die Staatsanwaltschaft herangetreten.

Die Manager haben auf ihrer Ebene auf ähnliche Weise versagt. Entdeckt worden war der technische Zustand nur, weil es ihn auch in anderen AKW gab.

Zuerst hatte man ihn im ebenfalls sehr alten AKW Philippsburg festgestellt, danach in anderen EnBW-Atomkraftwerken (was System vermuten lässt).

Überall wurden Ermittlungen eingeleitet, Strafverfahren aber wieder eingestellt. Das geschieht aus juristischer Sicht, um die Gerichte nicht zu überlasten, die Beschuldigten aber auch nicht freizusprechen.

Die Schuldfrage bleibt ungeklärt.

Ebenso wissen wir bis heute nicht, wie gefährlich der technisch mangelhafte Zustand eigentlich war. Wünschenswert wäre daher eine deutlich nachhaltigere juristische Aufarbeitung.

Beitragsbild: fotolia.com – Africa Studio

Er ist mehrere Tonnen schwer, besteht aus Stahl und Gusseisen und dient dem Transport ausgedienter Brennstäbe aus Atomkraftwerken oder hoch radioaktiver Stoffe aus Wiederaufbereitungsanlagen, die zuvor in Glas eingeschmolzen wurden und deren Bestimmungsort ein Atommüll-Zwischenlager ist, wobei über die Dauer beziehungsweise zeitliche Begrenzung einer solchen Zwischenlagerung niemand befunden hat.

Großeinsatz von Polizeikräften bei jedem Transport garantiert
Die einführenden Worte geben genug Anlass für massive Protestaktionen von Atomkraftgegnern, die solche Transporte nicht einfach so hinnehmen wollen. In der Folge sind jedes Mal Tausende Polizisten zur Sicherung dieser Behälter im Einsatz. Die Kosten dafür betragen fast regelmäßig mehrere Millionen Euro. Zum Beispiel wurden im März 1997 sechs solcher Castor-Behälter zum Zwischenlager bei Gorleben transportiert, was den Steuern zahlenden Menschen in Deutschland circa 56 Millionen Euro kostete. Rund 30.000 Polizisten waren dafür im Einsatz.

Castor ist eine Marke

Der Name wurde mit Bedacht gewählt, denn er steht für „Cask for Storage and Transport of Radioactive Material“. Übersetzt bedeutet dies in etwa „Behälter zur Lagerung (Speicherung) und zum Transport radioaktiven Materials“. Die Castoren werden durch die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) herstellt, wobei der Name markenrechtlich geschützt wurde.

Der zylinderförmige Basiskörper besteht aus Sphäroguss, das ist ein spezielles Gusseisen mit Kugelgraphit. Zwischen den zwei Verschlussdeckeln befindet sich leicht-flüchtiges Gas, damit jegliche Undichtigkeit sofort erkannt werden kann.

Es gibt mehrere Castor-Typen. Der V19 hat beispielsweise bei einer Wandstärke von 42 Zentimetern einen Durchmesser von 2,5 Metern und ist sechs Meter lang. Er kann maximal 19 ausgediente Brennelemente aufnehmen. Voll beladen wiegt er circa 126 Tonnen.
Die Brennelemente, die darin gelagert werden, sind 400 bis 500 Grad heiß. Deshalb sind die Behälter mit Kühlrippen ausgestattet. Auf diese Weise ist dafür gesorgt, dass die Temperatur an ihrer Oberfläche die 85-Grad-Marke nicht übersteigt. Sogenannte Moderatorenstäbe in den Behälterwänden dienen der Ausbremsung von Gamma- und Neutronenstrahlung.

Die Castoren des Typs HAW 20/28 CG dienen der Überführung von Atommüll, der von der Wiederaufbereitungsanlage La Hague aus Frankreich zu uns kommt. Die Abkürzung HAW steht für „High Active Waste” (hochaktiver Abfall). Durch die dortige Wiederaufbereitung unserer alten Brennstäbe entsteht radioaktiver Müll, der mit Glas verschmolzen wird und dann in solche Stahlzylinder kommt. Die Zahlen 20/28 bedeuten, dass entweder 20 oder 28 Glaskokillen im Castor-Behälter untergebracht werden können.

Crashtests sind Pflicht

Jeder Castor-Typ wird im Rahmen eines Zulassungsverfahrens durch die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) auf Herz und Nieren getestet. Dabei geht es vor allem darum, die meisten möglichen Situationen bei Transportunfällen zu simulieren. Die Wichtigsten sind Feuer- und Sturzprüfungen wie der Aufprall auf ein Betonfundament aus neun Metern Höhe. Atomkraftgegnern reichen derartige Tests aber bei Weitem nicht aus, da beispielsweise gezielte terroristische Anschläge nicht ausgeschlossen werden können.

Wo werden die beladenen Castoren gelagert?

Die zentralen deutschen Zwischenlager befinden sich bei Ahaus (Nordrhein-Westfalen), Gorleben (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern). Alle Brennelemente, die einer Endlagerung zugeführt werden sollen, müssen zunächst bis zu 40 Jahre oberirdisch gelagert werden, um so weit herunter zu kühlen, dass sie überhaupt in einem Endlager eingelagert werden können.

Das Zwischenlager bei Ahaus hat eine Kapazität von 4.200 Tonnen. Bis ins Jahr 1995 wurden dort 305 Behälter gelagert, wozu 57 Castor-Transporte nötig waren. Im gleichen Jahr fingen die Lieferungen nach Gorleben überhaupt erst an, obwohl das Lager dort bereits 1983 fertiggestellt worden war.

Ein Grund der enormen Verzögerungen waren langwierige atomrechtliche Verhandlungen zwischen dem Bund und der niedersächsischen Landesregierung. Im November 2002 wurden zwölf Castor-Behälter nach Gorleben gebracht. Zu diesem Zeitpunkt waren erst 32 Stellplätze von insgesamt 420, die eine maximale Kapazität von 3.800 Tonnen Atommüll darstellen, belegt.

„Wir stellen uns quer“

Die ländliche Bevölkerung im Wendland (Landkreis Lüchow-Dannenberg) war alles andere als amüsiert über die beschlossene Verstrahlung ihrer Heimat so dicht am ehemaligen Eisernen Vorhang.

Noch heute trifft man im Wendland ab und an auf jene gelben Holzkreuze, die das Querstellen der Anwohner symbolisieren sollten. In der Zeit von Mai 1998 bis Januar 2000 waren die Castor-Transporte verboten als Folge einer Veröffentlichung, die über „radioaktive Verunreinigungen“ berichtete, die schon seit Mitte der 1980er-Jahre im Bereich der Behälter, der Lkws und der Waggons festgestellt worden waren. Dabei war der zulässige Grenzwert von 4 Bq (Becquerel) immer wieder weit überschritten worden. Einzelne „Hotspots” erreichten sogar bis zu 100.000 Bq.

Im Jahre 2005 wurde das Atomgesetz novelliert. Demnach ist nun der Transport abgebrannter Brennstäbe zur Wiederaufbereitung verboten. Erlaubt sind aber Castor-Transporte, die anderswo schon aufbereiteten Atommüll nach Deutschland zurückführen.

Um die zentralen Zwischenlager zu entlasten und gewiss auch, um dem ständigen Unmut der Bürgerinnen und Bürger zu entkommen, wurden die Kernkraftwerksbetreiber per Atomgesetz von 2002 verpflichtet, (eigene) Zwischenlager in unmittelbarer Nähe der Atomkraftwerke, meistens sogar auf dem firmeneigenen Gelände, zu errichten.

Die erste Genehmigung für ein derartiges dezentrales Zwischenlager ging im November 2002 an das Kernkraftwerk Emsland in Lingen und schon einen Monat später erhielt das Kraftwerk Grohnde eine solche Erlaubnis. Heute gibt es inzwischen zwölf Zwischenlager neben den Atomkraftwerken. Mit einer weiteren Genehmigung ist in Bälde zu rechnen.

Bedeutet dies das Ende des jahrzehntelangen Atommüll-Konflikts?

Im Jahre 2017 wurde das Standortauswahlgesetz (StandAG) verabschiedet. Damit wollte man sozusagen vorrücken auf LOS und einen totalen Neuanfang machen, weil unter anderem eine Endlagerung im Salzstock Gorleben gegen den Widerstand der Bevölkerung auch juristisch immer aussichtsloser geworden ist.

Gesucht werden soll damit nach einem verantwortbaren Standort für eine dauerhafte Lagerung hoch radioaktiver Abfälle, der über so dichte geologische Barrieren verfügt, dass der Austritt von Strahlung in die Umwelt nach dem Stand der Wissenschaft mindestens eine Million Jahre lang sicher ausgeschlossen werden kann.

Es ist allen Beteiligten völlig klar, dass die Endlagerung des Atommülls am Ende sehr viel mehr kosten wird als jene 24 Milliarden Euro, die die Kraftwerksbetreiber dafür in einen staatlichen Fonds eingezahlt haben. Da wir wohl heute schon davon ausgehen können, dass sich die Betreiber mit Händen und Füßen gegen ein Nachschießen von Geld wehren werden, wird am Ende wieder der Steuerzahler die Melkkuh der Nation sein.

Castortransporte sind auch wegen der verwendeten Castorbehälter unsicher. Diese wurden nie nach den international geltenden Richtlinien für radioaktives Gefahrengut getestet.

„Aussagen“ zu Castorbehältern und die „Realität“

Die Atomindustrie preist die Sicherheit der verwendeten Castorbehälter in Hochglanzbroschüren.

Dort heißt es sinngemäß, dass keine Verpackung so nachhaltig getestet worden sei: und zwar auf ihr einwandfreies Funktionieren unter extremsten Bedingungen. Doch das stimmt angeblich nicht so…

Von den derzeit eingesetzten Behältertypen:

  • HAW 20/28,
  • Castor V/19 und
  • Castor V/52

wurde angeblich keiner jemals gemäß den IAEA-Sicherheitsanforderungen in realistischen Experimenten getestet.

Diese Aussage trifft das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz.

Es handelt sich um Behälter, die nach 1982 entwickelt wurden. Der Hintergrund: Die BAM (Bundesanstalt für Materialforschung), die dem Bundeswirtschaftsministerium untersteht, lehnt die nötigen Experimente auf Belastbarkeit mit dem Verweis auf zu hohe Kosten ab.

Sogenannte „Sicherheitsnachweise“ wurden bislang ausschließlich per Modellrechnung am Computer durchgeführt. Inzwischen wurden mehrere Pannen mit Castorbehältern bekannt.

Das wurde sogar dem zwischen 2016 und 2018 amtierenden BfS-Präsidenten Wolfram König zu viel. Seine Forderung: Es sollten Fall- und Eintauchversuche sowie Erhitzungsprüfungen an Castorbehältern durchgeführt werden.

Damit konnte sich König leider nicht durchsetzen. Vielleicht hat seine Nachfolgerin Dr. Inge Paulini mehr Glück.

Wieso kann die Atomindustrie dann die Behauptung “zuverlässiger Tests” kommunizieren?

Diese Behauptung ist eine Lüge. Es gibt angebliche Beweise, die experimentelle Sicherheitstests belegen sollen. Sie werden in Broschüren und Filmen der Öffentlichkeit präsentiert.

Diese vermeintlichen Belege sind schlichte Fälschungen. Die dort gezeigten Behälter sind andere als die für deutsche Castortransporte verwendeten Behälter. Das bestätigen ausländische Behörden wie die NRC (US-amerikanische Atomaufsichtsbehörde).

Diese vertraut den deutschen Castorbehältern nicht. Das erschließt sich für die amerikanischen Kontrolleure allein schon aus dem Material der Behälter:

Es handelt sich dabei um Gusseisen mit einem Kugelgrafitanteil, eine kostengünstige Variante. In anderen Staaten jedoch verwendet man grundsätzlich Edelstahlbehälter. Die mechanischen Eigenschaften von Edelstahl sind denen von Gusseisen deutlich überlegen.

Pfusch an den Behältern

Im Jahr 1999 wurde an deutschen Castorbehältern ein schwerwiegender Konstruktionsfehler bekannt.

In den Behältern sitzen sogenannte Moderatorstäbe aus Polyäthylen in Bohrungen, die zu gering bemessen waren, um einer möglichen Temperaturausdehnung der Moderatorstäbe genügend Raum zu geben (siehe: castor.de/technik/transport/castor/fehlkonstr.html).

Diese Stäbe dienen der Neutronenabschirmung. Der Fehler wurde vertuscht, doch Experten gehen davon aus, dass unter Umständen die Strahlungsbelastung durch Neutronen im Umfeld der Castorbehälter den zulässigen Grenzwert um das 60-Fache übersteigt.

Dieses Detail beweist, wie risikoreich ein Atommülltränsport in deutschen Castorbehältern ist. Dass deutsche Behörden den Pfusch decken (selbst der TÜV, der die Bohrungen aus seinen Prüfungen ausnahm), lässt die Alarmglocken schrillen.

Gegen Castortransporte wird immer wieder auf spektakuläre Weise protestiert. Die Atomwirtschaft versuchte in den vergangenen Jahren, den Demonstranten auf trickreiche Weise auszuweichen.

Protest gegen Castortransport im Herbst 2017

Als EnBW 2017 Atommüll per Castor auf dem Neckar transportieren ließ, ketteten sich Atomkraftgegner an eine Brücke, auch in den Fluss stiegen sie. Vier Aktivisten setzten sich in Neoprenanzügen dem kalten Wasser aus, fünf weitere waren an eine Brücke angekettet. Die Vorbereitungen basierten auf Erkenntnissen früherer Flusstransporte des sogenannten Castor-Schubverbands. Schon den ersten konnten Aktivisten für eine Stunde blockieren, indem sie sich relativ riskant von einer Brücke abseilten.

Die Polizei setzte dann 2017 Boote für die Begleitung des Transports auf dem Neckar ein, auch ein Hubschrauber und Einsatzkräfte am Ufer überwachten die Castor-Schiffe. Die Schwimmer wurden aus dem Wasser gezogen.

Es habe durch den Protest zu keiner Zeit eine Gefahr für den Schubverband bestanden, hieß es anschließend aus Polizeikreisen. Das Schiff brachte wie geplant ausgediente Brennelemente des stillgelegten Atomkraftwerkes Obrigheim über eine Strecke von rund fünfzig Kilometern ins Zwischenlager Neckarwestheim.

Geheimtransporte von Castorbehältern

Für die nachfolgend geplanten Castortransporte teilte EnBW im Vorfeld keinerlei Termine und Strecken mehr mit. Es verwies auf Sicherheitsbestimmungen.

Von Obrigheim, wo kein Zwischenlager entstehen soll, müssen insgesamt 342 ausgediente Brennelemente ins Lager Neckarwestheim gebracht werden. Die Atomkraftgegner verweisen auf das Risiko des Transports per Schiff.

Der Umgang mit dem Atommüll sei “konzept- und verantwortungslos”, kritisieren die Demonstranten, darunter die Umweltschutzorganisation Robin Wood.

EnBW lasse die Bevölkerung Probleme mit dem Atommüll ausbaden. Das bestätigen Anwohner mit eigenen Maßnahmen: So hatte die Gemeinde Neckarwestheim auf juristischem Weg versucht, die Castor-Beförderung zu stoppen.

Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg genehmigte sie jedoch. Inzwischen werden die Transporte so geheim vorbereitet, dass nur noch wenige Menschen davon für einen Protest Kenntnis erlangen.

Das Katz-und-Maus-Spiel wird sich noch bis mindestens 2022 fortsetzen, denn bis zu diesem Jahr sind noch deutsche Atomkraftwerke in Betrieb (Stand Mai 2019: noch sieben Kraftwerke).

Auch danach dürfte es noch Probleme mit dem Atommüll geben. Verantwortlichen Unternehmen und Behörden halten dessen Transporte inzwischen weitgehend geheim, doch nach geltender Rechtslage sind die Informationen durch Anfragen an die Landesregierungen zugänglich.

Solche Anfragen stellen Umweltverbände wie etwa Robin Wood – und organisieren anschließend öffentlichkeitswirksam die Protestaktionen.

Die Initiative „Schwarze Katze“ aus dem Sauerland setzt sich dafür ein, mehr Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt in der Gesellschaft zu erreichen.

Dafür verbreiten sie über diverse Medien, wie selbst publizierte Zeitungen, Bücher, Fotos sowie Berichte oder Radiosender ihre Inhalte. Außerdem organisieren sie Veranstaltungen, darunter insbesondere Protestaktionen, Bücherstände und Bildungsabende. Ihr Ziel dabei ist, sich kritisch mit Globalisierung, Umweltschutz und Gesellschaft auseinander zu setzen.

Zudem streben sie eine diverse Gesellschaftsstruktur ohne Sexismus, Rassismus, Militarismus, Faschismus und Unterdrückung an. Sie werben damit, sich für die Befreiung aller Menschen und Tiere einzusetzen.

In diesem Zuge findet man die „Schwarze Katze“ immer wieder im Netz oder auf Demonstrationen wie Fridays for future, Kundgebungen gegen Faschismus oder Anti-Atom-Mahnwachen vertreten.

Aktiv gegen Atomkraft

Besonders aktiv ist das Projekt der „Schwarzen Katze“, das sich gegen Atomkraft einsetzt. Dabei geht es um eine rigorose Ablehnung aller Kernkraftindustrie.

Als Grund hierfür nennt die Initiative diverse Aspekte: Zum einen berge Atomkraft ihrer Meinung nach eine große Gefahr bezüglich eines Atomkriegs, da es leicht sei, die Kernenergie zu zweckentfremden und als Waffe einzusetzen.

Zusätzlich generiere allein der Besitz bereits hohes Konfliktpotential zwischen diversen Staaten. Des Weiteren stufen sie Atomenergie als potenziell gefährlich ein, weil die Folgen nuklearer Katastrophen, wie beispielsweise in Tschernobyl und Fukushima, weitreichend und unkontrollierbar seien. Damit hinge auch der Aspekt des menschlichen Versagens zusammen.

Denn die „Schwarze Katze“ ist der Meinung, dass die Kraft der Atomenergie das menschliche Vermögen weit übersteige und somit weder beherrschbar noch einsetzbar sei. Schließlich positioniert die Initiative sich klar gegen Kernenergie, weil damit starke Kontaminationen der natürlichen Ressourcen einhergingen, die langfristige negative Folgen für Umwelt, Mensch und Tier hätten.

Zusätzlich zum Atomausstieg haben sie dabei sowohl den Atomtransport als auch die Endlagerung des Atommülls im Blick.

Aktiv für Frieden

Zusammengefasst setzt das Antiatom-Projekt der „Schwarzen Katze“ sich für den Frieden ein. Als Grund hierfür nennen sie die globale Situation andauernder Kriege und terroristischer Bedrohungen, die durch Atomkraft bekräftigt werden würden.

Diese führten durch „imperialistische Staatenführung“ letztendlich zur Schädigung oder Flucht der Bevölkerung. Deshalb positionieren sie sich klar gegen die Kriegsindustrie und die damit zusammenhängende Kernkraftindustrie.

Dabei haben sie eine internationale Solidarität im Blick, die zu einer Gesellschaft in gegenseitiger Hilfe sowie ohne Krieg führen soll. Aus diesem Grund nahm die Initiative bereits an verschiedene Mahnwachen und Demonstrationen gegen Atomkraft teil.

Zusätzlich organisierten sie ein Anti-Atom-Aktions-Sommercamp, das durch Bildungsvorträge, Workshops, Kampagneplanungen und Vernetzungsveranstaltungen geprägt war.

Außerdem ist das Antiatom-Projekt der „Schwarzen Katze“ am internationalen „Nuclear Heritage Network“ beteiligt, das unterschiedliche Projekte und Regionalgruppen weltweit vernetzt und zum Austausch anregt.

 

Dieser Beitrag wurde im Februar 2021 erstellt.