Energiewende: Preisschock bei Rohstoffen droht

Das Ziel Deutschlands, bis 2045 klimaneutral zu sein, erfordert eine drastische Umstellung auf erneuerbare Energien, mit einem ambitionierten Zwischenziel, bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs durch erneuerbare Quellen, insbesondere Wind- und Solarenergie, zu decken.

Diese Transformation wirft jedoch eine bedeutende Herausforderung auf, die auf der Website der Bundesregierung weniger Beachtung findet: den immensen Bedarf an kritischen Rohstoffen wie Kupfer, Kobalt und Nickel, die für Technologien der sogenannten Energiewende unerlässlich sind.

Die Europäische Union hat die Notwendigkeit erkannt, sich von der dominanten Versorgung mit seltenen Erden und anderen kritischen Materialien aus China unabhängiger zu machen. Angesichts dessen, dass fast die gesamte Versorgung mit diesen essenziellen Rohstoffen derzeit aus China stammt, legt die EU mit dem „European Raw Materials Act“ einen Plan vor, der den Eigenabbau von strategischen Mineralien fördern und das Recycling dieser Materialien intensivieren soll.

Diese Notwendigkeit spiegelt einen globalen Wettlauf wider, in dem die Kontrolle über und der Zugang zu Rohstoffen eine zentrale Rolle spielen. China hat bereits eine dominante Position in der Verarbeitung dieser Rohstoffe erlangt und seine Investitionspolitik in Afrika strategisch ausgebaut, um seine Versorgung zu sichern. Dies zeigt, dass der Wettbewerb um Ressourcen weit über die Grenzen Europas hinausgeht und eine globale Dimension annimmt. Die EU hat diese Entwicklung verpasst – wieder einmal.

Die Energiewende birgt das Potenzial, einen sogenannten „Superzyklus“ bei Mineralien auszulösen. Experten beschreiben diesen Superzyklus als  eine Periode langfristig steigender Preise aufgrund des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage. Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen hinken hinterher, und die Förderung der benötigten Rohstoffe ist aktuell noch mit hohen CO₂-Emissionen verbunden. Dies stellt eine weitere Herausforderung dar: Wie kann die Versorgung mit kritischen Rohstoffen nachhaltig gestaltet werden, ohne die Klimaziele zu gefährden?

Die Antworten auf diese Fragen sind vielschichtig und erfordern eine Kombination aus technologischen Innovationen, Investitionen in Recycling und nachhaltige Fördermethoden sowie eine diversifizierte globale Strategie zur Sicherung der Rohstoffversorgung. Die Energiewende ist somit nicht nur eine ökologische oder technologische Herausforderung, sondern auch eine geostrategische und wirtschaftliche, die ein koordiniertes Vorgehen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene erfordert.

In diesem Kontext wird deutlich, dass der Erfolg der Energiewende nicht allein von der Umstellung auf erneuerbare Energien abhängt, sondern auch von der Fähigkeit, die dafür notwendigen Rohstoffe nachhaltig und gerecht zu beschaffen. Die Entwicklung einer solchen Strategie wird entscheidend sein, um die Ziele der Klimaneutralität zu erreichen, ohne neue Abhängigkeiten zu schaffen oder bestehende Umweltprobleme zu verschärfen

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert